Meisterkurse starten virtuos
In der Historischen Stadthalle vermittelten die Dozenten einen Eindruck dessen, was sie den Teilnehmern im Musiksommer beibringen wollen.
Wuppertal. Zum neunten Mal finden im Rahmen des Wuppertaler Mu-siksommers die Internationalen Meisterkurse statt. Lutz-Werner Hesse, Chef des Wuppertaler Standorts der Kölner Hochschule für Musik und Tanz, freut sich: „Mit 69 Teilnehmern, fast alle davon aktive, haben wir so viele wie noch nie.“ Die Stadthalle ist wie gewohnt Kooperationspartner. Also fand das Eröffnungskonzert im gut besuchten Großen Saal dieses Hauses statt. Die Dozenten der Kurse, die alle hier im Günter-Wand-Haus unterrichten, stellten sich mit Musikbeiträgen vor.
Cyrill Sandoz eröffnete mit Yuka Schneider am Flügel den kurzweiligen Abend. Der Solotrompeter des Sinfonieorchesters Wuppertal glänzte bei der Aufführung der Slawischen Fantasie von Carl Höhne mit einer klaren und beweglichen Tongebung. Ein kleiner Fauxpas scheint sich hier nur auf dem Programmzettel eingeschlichen zu haben. Die Eckdaten des deutschen Komponisten sind mit 1871-1934 angegeben. Laut Musikverlag Schott, bei dem die Noten des Werks erworben werden können, lauten sie 1870-1939.
Lutz-Werner Hesse, Chef des Wuppertaler Standorts der Kölner Hochschule für Musik und Tanz
Begleitet von der ausgezeichneten Liedbegleiterin Tanja Tismar ließ anschließend Thilo Dahlmann seinen Bariton erstrahlen. Drei Stücke des englischen Liedkomponisten Roger Quilter, eines des englische Impressionisten John Ireland und drei nicht unbekannte Weisen von Richard Strauss trug er vor. Dabei zog seine tragfähige wie flexible Stimme in ihren Bann.
An der Blockflöte verzauberte Manfredo Zimmermann auf der Empore links neben der Bühne das Publikum. Anhand von zwei Solostücken des barocken niederländischen Glockenspielers und Flötisten Jacob van Eyck demonstrierte er die große Palette an Klangestaltung, die mit diesem Instrument möglich sind.
Für virtuose Querflötenklänge zeichnete Dirk Peppel verantwortlich. Die berühmte dreisätzige Flötensonate von Francis Poulenc spielte er, sensibel von Daniel Lorenzo begleitet, wie aus einem Guss.
Hochwertige Kammermusik gab es zum Schluss: das Klavierquartett in g-Moll (op. 25) von Johannes Brahms. In dieser groß angelegten viersätzigen Komposition mit einer Dauer von etwa 40 Minuten hat er, wie es der Finalsatz mit der Bezeichnung „Rondo alla Zingarese“ verdeutlicht, seine Beziehung zur ungarischen Zigeunermusik voll ausgelebt. Geiger Albrecht Winter, Werner Dickel an der Bratsche, Cellistin Susanne Müller-Hornbach und Florence Millet am Flügel stellten sich dieser großen Aufgabe.
Ausnahmslos beeindruckten sie mit einer virtuosen wie hochmusikalischen Spielweise. Wenn man berücksichtigt, dass sie in dieser Formation nicht regelmäßig zusammenspielen, sollte man hinsichtlich des ein wenig fehlenden Feinschliffs nachsichtig sein. Denn das Zusammenspiel war nicht immer lupenrein. Auch die Lautstärkeverhältnisse zwischen dem Streichtrio und dem Tasteninstrument waren etwas unausgewogen.
Begeistert war der Schlussapplaus, als alle Interpreten von Hesse je eine Tulpe überreicht bekamen. In dieser Woche sind nun die Kursteilnehmer in der Wuppertaler Musikhochschule am Sedansberg dran. Sie nehmen Unterricht in den Fächern Geige, Bratsche, Cello, Klavier, Querflöte, Oboe, Trompete, Horn, Gesang, Block- und Traversflöte sowie Kammermusik. Nach Adam Riese fehlten also beim Eröffnungskonzert die Dozenten Manuel Bilz (Oboe) und Clara-Christine Hohorst (Horn).