Metal trifft Mistery: Herr Wiesler und die Werwölfe
In der Börse sahen Fantasy-Fans eine krachende Mischung aus Konzert und Autoren-Lesung. Band Wizard vertonte Wuppertaler Roman.
Elberfeld. Die Werwölfe sind zurück in Wuppertal - und sie fechten ihre Kämpfe sogar in der Schwebebahn aus. Zumindest, wenn man sich in die phantastischen Welten des Wuppertaler Autors André Wiesler begibt. Zu den Vampiren, Hexen und Werwölfen aus seiner Fantasy-Trilogie "Die Chroniken des Hagen von Stein" haben die Metal-Musiker der Band Wizard einen krachenden Soundtrack verfasst: Sie nahmen sich die Romane als Vorbild für ihr brandneues Konzept-Album "Of Wariwulfs and Bluotvarwes". Metaller und Mystery-Autor stellten die noch unveröffentlichten Melodien am Dienstagabend erstmals in der Börse vor.
Obwohl so eine Weltpremiere an sich eine erfreuliche Angelegenheit ist, herrschte in der gut besetzten Börse eine eher düstere Stimmung - was allerdings nur der Musikrichtung und dem literarischen Genre geschuldet war. Schon die Titel der stimm- und bassgewaltigen Hardrock-Songs wie "Taste of Fear", "Messenger of Death" und "Undead Insanity" - zu Deutsch: "Geschmack der Furcht", "Bote des Todes" und "Untote Krankheit" - machten unmissverständlich klar: Wiesler und Wizard haben gar nichts gemein mit der schwülen Teenie-Romantik, in die sich Mainstream-Vampirgeschichten heutzutage gern kleiden. Stattdessen wabert Nebel durch die Börse, während Muskelmänner mit freiem Oberkörper mit kreischenden Gitarren das Publikum erbeben lassen. Wenn Wizard-Sänger Sven D’Anna nicht ins Mikro singt, brüllt und grölt, lacht er Schauder erregend als schaue der jahrhundertealte Werwolf-Vampir Hagen von Stein höchstselbst an der Wolkenburg vorbei.
Denn dessen Schicksalsweg vom christlichen Gotteskrieger zum Untoten und sein Kampf gegen den unerschrockenen Inquisitor Georg von Vitzthum sind die Welt der Buch-Trilogie, aus der André Wiesler zwischen den donnernden Musik-Passagen immer wieder liest - und schlagartig Stille ins gerade noch euphorisierte Publikum zaubert. Die Börsen-Gäste hören vom Blutdurst der Vampire, von der Grausamkeit der Hexen und eben den Werwölfen in der Schwebebahn. Ein denkwürdiger Abend in der Börse - oder wie es Sven D’Anna ins Mikro dröhnt: "Ihr seid jetzt die Einzigen, die die Songs kennen auf der Welt." Dankeschön!