Monet kommt groß heraus

Das Von der Heydt-Museum setzt zum ersten Mal auf die Beschriftung mit großen Lettern.

Wuppertal. "Ich werde weniger darauf angesprochen, wie schön die Bilder sind, als darauf, wie schön die Beschriftung ist." Gerhard Finckh kommt aus dem Staunen nicht heraus. Seitdem der Leiter des Wuppertaler Von der Heydt-Museums 100 Meisterwerke von Claude Monet in "seinem" Haus hat, wird er beim Rundgang durch die Ausstellungsräume so oft angesprochen wie noch nie.

Man könnte es auch so sagen: Selbst in einem ehrwürdigen Kunsttempel gilt eine lapidare Erkenntnis. Was nützt der beste Inhalt, wenn er nicht passend verpackt ist? Insofern hat sich die Premiere gelohnt: Erstmals ist in Wuppertal Wissenswertes nicht in Kleinbuchstaben neben den Gemälden zu finden, sondern großzügig an der Wand verteilt.

Über jedem Werk steht der Titel. Annemarie Kehl ist das direkt aufgefallen: "Anderswo steht man in vierter Reihe, weil sich alle vor den Bildern tummeln und die Titel suchen. Hier ist die Sicht frei", freut sich die Besucherin, die extra aus Mannheim angereist ist. Auch der Bonner Frank Gerl ist begeistert: "Alle halten Abstand. Man kann die Bilder richtig genießen." Dabei sollen die Werksangaben kurzsichtigen Gästen nicht nur die Zuordnung erleichtern, sondern sie auch davon abhalten, den Kostbarkeiten zu nahe zu kommen. Ein Service, der also zugleich Schutz ist.

Denn Finckh bekennt Farbe: Die dunklen Schriftzüge, die kurz vor der Eröffnung im vergangenen Oktober wie Aufkleber auf der hellgrauen Wand angebracht wurden, stellten das Team vor ganz neue Herausforderungen: "Wir mussten noch genauer planen als sonst." Kein Wunder: Ist die Schrift erst einmal platziert, können die Bilder nicht mehr einfach so getauscht und verschoben werden, "wie man es kurz vor der Vernissage oft noch macht".

In Wuppertal wurde die neue Kunst der Beschriftung zwar nicht erfunden, aber mit Liebe zum Detail umgesetzt. Per Laser-Wasserwaage kamen die Folien dahin, wo sie bis zum 28.Februar hingehören.

Ob sie nun auch Schule machen, ist trotz der allgemeinen Begeisterung fraglich: "Das Prinzip setzt sich in Museen langsam durch, wird aber selten praktiziert, weil es viel Geld und Zeit kostet. Und weil man sich beim Aufbau sehr festlegt." Auch unter Finckhs Regie wird die neue Beschriftung deshalb "nicht die Regel werden".

Fünf Wochen vor dem Finale zieht der Direktor "eine sehr positive Zwischenbilanz". Bisher sind 185.000 Besucher in die impressionistische Welt abgetaucht. Am Ende dürften mehr als 200.000 Monet-Fans die berühmten Seerosen-Bilder, Getreideschober und Kathedralen-Ansichten bewundert haben. Ursprünglich hatte Finckh "nur" mit 100.000 Gästen gerechnet.

Doch es gibt auch verärgerte Stimmen. Vor allem am Tag der Eröffnung, an dem nicht geladene Gäste wegen Überfüllung vor verschlossener Tür standen, gab es Klagen über die Organisation und den Informationsfluss. 200 Gäste lässt der Brandschutz zeitgleich zu. "Mehr geht einfach nicht", betont Finckh, der sich über die Kritik "gewundert" hat. Bei vergleichbaren Präsentationen "in Paris oder New York stehen die Menschen genauso vor dem Eingang. Dort beschwert sich niemand".

In Wuppertal erregen sich in den Warteschlangen nach wie vor die Gemüter. "Ich denke, es liegt am Unverständnis mancher Besucher, die solche Ausstellungen nicht gewohnt sind", sagt Finckh.

Zwar wurden die Öffnungszeiten ausgedehnt, doch montags bleibt das Museum auch künftig geschlossen. Aus Personalkosten, wie der Direktor betont: "Das können wir uns nicht leisten." Apropos Geld: Ob die spektakuläre Schau auch finanziell ein Erfolg ist, kann der Hüter von Leihgaben aus aller Welt noch nicht abschätzen.

Beim Thema Finanzen ist er grundsätzlich schweigsam - egal, ob es um Versicherungswerte, Kosten für die Beschriftung oder einen möglichen Gewinn geht. "Abgerechnet wird zum Schluss", sagt Finckh. "Der Aufwand war riesig, nun hoffen wir auf eine schwarze Null."