Mozart packt seine Koffer
Der Schauspieler Frederik Leberle startete seine Karriere im Tal. Jetzt zieht es ihn nach Krefeld.
Wuppertal. Als Frederik Leberle vor drei Jahren nach Wuppertal kam, dachte er ans Scheitern. Damals, im WZ-Interview, ließ er Samuel Beckett sprechen: "Versuche es immer, scheitere immer, macht nichts, versuche es weiter, scheitere weiter, scheitere besser."
Sein Lieblingsautor hat sich geirrt. Der 29-Jährige hat viel versucht und reichlich Theater gemacht - nur gescheitert ist er nicht. Und auch wenn der Schauspieler Gangster wurde ("Manche mögen’s heiß"), sich zwischenzeitlich Wolfgang Amadeus Mozart nannte ("Amadeus") und neuerdings ein Leben als Feldherr führt ("Amphitryon"), ist er doch irgendwie der selbe geblieben.
Leicht fällt es ihm dagegen, von der Wahl-Heimat zu schwärmen: "Ich habe Wuppertal lieb gewonnen." Gemeint sind nicht nur die Kollegen im Schauspielhaus, sondern vor allem auch die Zuschauer. "Wuppertal hat ein sehr gutes Publikum. Man merkt, dass es sein Theater schätzt."
Leberle selbst weiß vor allem eines zu schätzen: die ganze Bandbreite, die er an der Kluse zeigen konnte - vom ernsten, stillen Horatio ("Hamlet") bis zum agilen Andri ("Andorra"). "Das war sicherlich meine aktivste Rolle. Da stand ich ständig unter Strom."
Dabei sind es nicht (nur) die großen Partien, an die sich der ehemalige Jurastudent besonders gern erinnert. Denn nicht entdeckt zu werden, kann im Rampenlicht durchaus schön sein: "Als böser Geist im ,Urfaust’, mit Kurt Cobains langen Haaren und Pavarottis dickem Bauch, haben mich selbst Freunde zuerst nicht erkannt - obwohl sie den Besetzungszettel kannten."
Mit einem breiten Grinsen denkt er auch an sein sprunghaftes Leben als Mozart zurück. "Ich musste mit spitzen Schuhen über einen Tisch springen, bin einmal an der Vorderkante hängen geblieben und gestürzt - mit Noten, Feder und Tintenfass." Wie der gefallene Hauptdarsteller reagiert hat? "Ich hab’ mir gedacht ,Kein Blut, kein Problem’, bin erstmal auf dem Boden sitzen geblieben und hab’ weitergespielt."
Auch sein neues Leben in Krefeld beginnt dramatisch - mit "Dantons Tod". Welche Figur er dabei ab September spielt, hat er noch nicht erfahren. In welcher allgemeinen Rolle er sich im neuen Ensemble sieht, weiß er hingegen - als "Nicht-mehr-Anfänger und Noch-nicht-Vater".
Wichtige Partien Florindo ("Der Diener zweier Herren"), Horatio ("Hamlet"), Erich Spitta ("Die Ratten"), Herzog Alfons ("Torquato Tasso"), Wolfgang Amadeus Mozart ("Amadeus"), Jaro ("Café Umberto"), Andri ("Andorra") und Tim ("Der nackte Wahnsinn").
Aktuelle Rollen Agent, Taxifahrer, Hotelpage, Zeitungsjunge und Ganove ("Manche mögen’s heiß"), Amphitryon ("Amphitryon") und Siegfried ("Die Nibelungen").