Opernpremiere: Schlaues Füchslein lebt in der Theater-Ruine

Aurelia Eggers verbindet Tier- und Menschenwelt. Die Regisseurin bringt „Das schlaue Füchslein“ nach Barmen.

Wuppertal. Mit einem räumt Aurelia Eggers schon jetzt auf: Was die Regisseurin am 12. Mai auf die Bühne bringt, „ist kein Kindermärchen“. Wer glaubt, dass „Das schlaue Füchslein“ sagenhafte Unterhaltung speziell für Kinder verspricht, ist also auf dem Holzweg — und kann sich im Opernhaus eines Besseren belehren lassen.

„Die deutsche Übersetzung von Max Brod hat die Oper zu einem Märchenstück gemacht“, sagt Dramaturgin Ulrike Olbrich. „Das ist sie aber nicht.“ Für die Wuppertaler Bühnen ist es deshalb nur konsequent: Sie wählen nicht die Brod-Variante, die szenenweise „verharmlost und verniedlicht“, sondern setzen voll und ganz auf eine neuere Fassung von Peter Brenner. Zumal die Regisseurin an Leos Janáceks Dreiakter gerade die Gesellschaftskritik schätzt. Zum Beispiel? „Wenn die Hühner aufmarschieren, hat er einen Militärmarsch daruntergelegt.“ So arbeiten die fleißigen Damen in Reih und Glied — während sich der Hahn das Beste aus dem Futter pickt. „Janácek zeichnet wunderbare Gesellschaftsbilder“, betont Eggers. „Man muss das Ganze aus der Zeit heraus verstehen: Die Oper ist zwischen den Weltkriegen entstanden.“

Fast 90 Jahre später soll sie wieder aktuell sein: Mit großer Besetzung — neben Solisten und Sinfonikern sind auch der Opern- und Kinderchor dabei — setzt Eggers „Das schlaue Füchslein“ in Szene. Die vermeintliche Märchenoper, 1924 mit großem Erfolg in Brünn uraufgeführt, ist aus ihrer Sicht auch eine politische Fabel — ein Appell für ein gleichberechtigtes Zusammenspiel aller Lebewesen im Einklang mit der Natur.

Wer jedoch annimmt, sie spiele im Grünen, irrt sich erneut — und darf dazulernen. Zwar sei der Wald „ein Sehnsuchtsort“ schlechthin, wie die Regisseurin erklärt. Sie kennt aber auch einen weiteren Sehnsuchtsort — und an genau dem ist die tierische Fabel nun zu erleben: „Wir haben uns einen schönen Wald ausgedacht. Wir spielen das Ganze in der alten Ruine eines Theaters.“ Das verwitterte Theater bilde den idealen Rahmen, um zu zeigen, dass die Natur Raum zurückerobern könne. Und dass sie von Menschenhand nicht wirklich zu bändigen sei. Das zeigt sich auch in der Person des Försters, der versucht, das Füchslein einzufangen, zu domestizieren und zu besitzen.

Im Gegensatz zu ihrer letzten Wuppertaler Arbeit („Das Märchen von Fanferlieschen Schönefüßchen“, 2009) spielt für Eggers deshalb — neben Dorothea Brandt als „Füchslein Schlaukopf“ — vor allem auch die Psychologie eine zentrale Rolle. „Es geht um das emotionale Auf und Ab des Lebens“, erklärt sie. Dabei setze der tschechische Komponist die Bilder „hart aneinander“: „Es gibt schnelle Schnitte und viele Momentaufnahmen.“ Damit die Figuren überhaupt eine Entwicklungschance erhalten, will sie die „vielen Zwischenmusiken, Vor- und Nachspiele“ nutzen — und darauf setzen, dass Hilary Griffiths schlau genug ist, 90 Minuten lang den Takt vorzugeben: Der Chef-Dirigent wird buchstäblich pausenlos am Pult stehen.