Peter Hammer Verlag zeigt die vielen Seiten von Afrika

Der Peter Hammer Verlag baut seinen Schwerpunkt aus und nähert sich Afrika mit (und von) vielen Seiten.

Wuppertal. Der eine ist preisgekrönt, etabliert und viel gelesen. Der andere weiß, was es heißt, ums Überleben zu kämpfen. Auf den ersten Blick könnten Lutz van Dijk und Mbu Maloni nicht unterschiedlicher sein.

Doch der erfahrene Schriftsteller und der junge Schüler haben Entscheidendes gemeinsam: Sie verarbeiten den südafrikanischen Alltag literarisch. Begegnet sind sich die beiden in einem Township bei Kapstadt — dort, wo Mbu Maloni aufgewachsen ist. Wer hätte damals schon gedacht, dass Wuppertal eine zentrale Rolle im Leben der ungleichen Südafrikaner spielen könnte? Verantwortlich dafür ist der Peter Hammer Verlag: „Niemand wird mich töten“ heißt das druckfrische Buch, das die Geschichte von Mbu Maloni erzählt. Schmutz, Hunger und Enttäuschungen gehören dazu — aber auch Hoffnung, Mut und Zuversicht.

„Ich habe dieses Buch geschrieben, um stärker zu werden“, erklärt der 17-Jährige. Viel Kraft habe er daraus gezogen. Energie, die er dringend benötigt — denn sein bester Freund Atie wurde auf der Straße getötet. „Wegen einer Kleinigkeit“, wie es in der Ankündigung des Verlagsprogramms heißt, „wegen nichts“.

Dabei ist es kein Zufall, dass das Wuppertaler Team nun veröffentlicht, was Mbu Maloni weit weg vom Firmensitz an der Föhrenstraße erlebt hat. Im Peter Hammer Verlag, der sich als Spezialist für Literatur aus der „Dritten Welt“ einen Namen gemacht hat, ist die Geschichte einer Kindheit, die streng genommen gar keine war, bestens aufgehoben — zumal es ja auch noch Lutz van Dijk gibt. Als Autor ist er alles andere als ein unbeschriebenes Blatt: Erst im vergangenen Jahr drehte sich die Veranstaltungsreihe „Wuppertal liest“ um seinen Roman „Romeo und Jabulile“.

Nun lenkt er den Blick erneut auf Südafrika — und stellt „Niemand wird mich töten“ am 8. September um 19 Uhr im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum vor. Ohne den 56-Jährigen, der mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis ausgezeichnet wurde und mehrfach für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war, wäre das Buch überhaupt nicht entstanden. Mbu Maloni hat sich seine traumatischen Erlebnisse von der Seele geredet und seine ganz persönliche Geschichte Lutz van Dijk erzählt — der preisgekrönte Literat hat sie schließlich zu Papier gebracht.

Damit nicht genug. Im Herbstprogramm gibt es ein Wiedersehen mit einem weiteren alten Bekannten: Illustrator Wolf Erlbruch verspricht „Starke Stücke“. Auch diesmal geht es in seinem Kalender tierisch zur Sache: 2012 werden Nashörner zu Hammerwerfern und erobern auch sonst allerlei Tiere die Kinderzimmer, die sich mit (Über-)Eifer sportlich geben und menschliche Beobachter schmunzeln lassen.

Mit einem ernsthaften Augenzwinkern ist auch „Der Friseur von Harare“ zu betrachten: In Tendai Huchus vergnüglichem Debüt-Roman gibt die Friseurin Vimbai haarsträubende Geheimnisse aus dem besten Salon von Harare preis. Ganz „nebenbei“ kommt ein afrikanisches Tabu-Thema aufs Tableau: Es geht nicht nur ums Waschen, Schneiden und Föhnen — sondern auch um Homosexualität.

Ihrem Anspruch, die buchstäblich vielen Seiten fremder Kulturen zu entdecken, bleibt Monika Bilstein also treu. „Um Afrika näherzukommen, braucht es Geschichten“, betont die Verlagsleiterin. Ein „Klassiker“, so Bilstein, erscheint deshalb in überarbeiteter Neuausgabe: „Verbrannte Blüten“, eine Mischung aus Krimi und politischem Roman, wirft einen Blick auf das unabhängige Kenia. Auch Mitarbeiterin Claudia Putz knüpft daran große Erwartungen: „Ngugi wa Thiong’o zählt zu den bedeutendsten Autoren Afrikas und ist einer der Favoriten für den Literaturnobelpreis.“