Hammer Verlag: Seitenweise Neuentdeckungen

Ein Überblick über das Frühjahrsprogramm.

Wuppertal. Oft ist es ein Tabuthema — in Wuppertal soll es das nicht sein. „Es gibt schöne und wichtige Kinderbücher über den Tod“, sagt Claudia Putz vom Peter Hammer Verlag und legt prompt das passende „Beweismittel“ vor: das jüngste Werk von Jürg Schubiger und Rotraut Susanne Berner.

Die beiden haben ein ungewöhnliches Bild vom Tod gezeichnet — bei ihnen ist er so ungeschickt, dass es über seine eigenen Füße stolpert, so traurig, dass man ihn trösten möchte, und gleichzeitig so liebenswert, dass man ihm nachweint, als er Abschied nimmt. Mit anderen Worten: „Als der Tod zu uns kam“ ist ein Buch voller Überraschungen.

Neben dem schwierigen Thema Tod, mit dem das Verlagsteam seine kleinen Leser altersgemäß vertraut machen möchte, gibt es im Frühjahrsprogramm auch Lektüre für große Optimisten. „Gruppenfoto am Ufer des Flusses“ heißt der neue Roman von Emmanuel Dongala. Er erzählt von afrikanischen Frauen, die die Rolle der Unterdrückten leid sind. Sie setzen auf weibliche Solidarität und ein frisch erwach(s)endes Selbstbewusstsein. So kann der Kampf um ein selbstbestimmtes Leben beginnen.

Der Tod im Kinderbuch und der Neuanfang in Afrika haben mehr gemeinsam, als man denken könnte. Sie sind nicht nur wichtige Themen im Wuppertaler Lese-Frühling, sie stehen auch ganz allgemein — und jahreszeitenunabhängig — für zentrale Schwerpunkte im Verlagsprogramm. Immerhin hat sich die Barmer Truppe um Geschäftsführerin Monika Bilstein durch Spezialgebiete einen erlesenen Ruf erarbeitet: Bilder- und Jugendbücher, die aus dem Rahmen fallen und sich von betulicher Kinderzimmer-Lektüre abheben, gehören genauso dazu wie belletristische Grenzerfahrungen aus Afrika und Lateinamerika.

Deshalb empfiehlt Claudia Putz auch „Ramadan im Regenwald“. Kathrin Oesters Aufzeichnungen von einer langen Reise in die Welt der Frauen Zentralsumatras dürfte nicht nur den Horizont von Ethnologen erweitern, wie die Verlagsmitarbeiterin hofft.

Auch für die jüngste Zielgruppe hält sie handfeste Ware bereit: „Einer mehr“ heißt das Papp-Bilderbuch von Yvonne Hergane (Text) und Christiane Pieper (Illustrationen). Wer möchte, kann bis zehn zählen, alle anderen können sich einfach an den schnoddrigen Reimen und dem Anblick kecker kleiner Kerle erfreuen.

Bei sprechenden Bildern kennt sich auch Béatrice Rodriguez aus. Sie steuerte die passenden Zeichnungen zur neuesten Geschichte von Andrea Hensgen bei. Herausgekommen ist eine Erzählung, die ganz ohne Worte auskommt. „Der große Hund“ soll für Kinder eine tierisch animierende Gelegenheit sein, selbst von der Angst zu erzählen, die sich in Luft auslöst, sobald man einen guten Freund an seiner Seite weiß.

Ein guter Freund des Verlags ist mittlerweile Wolf Erlbruch: Der Wuppertaler Illustrator verspricht eine Neuauflage seines Kinderzimmerkalenders, der im Jahr 2012 „Starke Stücke“ erwarten lässt — darunter ein Nashorn als Hammerwerfer. Das imposante Tier rotiert in eleganter Schräglage um sich selbst — der Start in das neue Jahr dürfte also eine runde Sache werden.