Premiere an den Wuppertaler Bühnen: Machthunger und Liebesqual
Die Wuppertaler Bühnen feiern am Freitag mit der Händel-Oper „Siroe“ Premiere am Teo Otto Theater in Remscheid.
Wuppertal. Selten gespieltes Stück, prominenter Komponist - dieser Kombination haben sich die Wuppertaler Bühnen angenommen: Georg Friedrich Händels Oper "Siroe, Re di Persia" hat morgen im Teo Otto Theater Premiere. "Die Händel-Oper ist die Fortsetzung unserer Beschäftigung mit vorklassischer und barocker Oper, mit der wir 2001 begonnen haben", sagt Generalintendant Gerd Leo Kuck.
Dass sich die Wiederentdeckung lohnt, davon sind Kuck und sein Regisseur Georg Köhl überzeugt: "Siroe ist ein zu Unrecht in Vergessenheit geratenes Werk", sagt Köhl. "Es hat ein gutes Libretto und vorzügliche Musik - mit richtig guten Ohrwürmern darin", ergänzt Kuck.
"Siroe" erzählt ein königliches Familiendrama um Macht, Sex, Liebe und Loyalität, wie es die bunten Blätter nicht besser erfinden könnten. "Die Geschichte spielt auf zwei Ebenen: auf der politischen Macht- und der Familienebene", erläutert Köhl, der in München bei Professor August Everding Regie studiert hat. Und sie steckt voller Themen, die bis heute nicht nur bei den Windsors & Co. aktuell sind. "Wie weit treibt einen der Machthunger? Wie geht es jemandem, der in den Konflikt gerät, sich zwischen dem Vater und der Geliebten entscheiden zu müssen?", nennt Köhl zum Beispiel zwei Fragen, auf die er Antworten geben will.
Bühnenbildner Peter Werner hat dazu einen Raum geschaffen, "in dem man fast nicht leben kann": ein halbrundes sakrales Gebäude, das im oberen Teil von einem persischen Schlachtengemälde dominiert wird - "als historischer Druck, der auf der Familie lastet", während unten "die Spannungen eskalieren", erläutert Werner.
Es ist die Kombination aus moderner farbiger Geschichte und alter Musik, die Köhl reizt. "Die Musik folgt einem Schema. Es findet keine Figurenentwicklung statt. Händel gibt uns eine Geschichte, aber nicht ihre Durchführung", erläutert er. "Diese dann doch affektive wunderbare Musik in Einklang zu bringen mit den Figuren, die Durchgängigkeit einer Handlung zu erfinden - das ist ungemein spannend", sagt der Regisseur.
Die Premiere ist einmal mehr das Ergebnis bergischer Zusammenarbeit: Die Bergischen Symphoniker spielen unter Evan Christ in einer Besetzung von rund 30 Musikern, mit Cembalo, Streichern, aber ohne Schlagwerk. Banu Böke, die neue Sopranistin im Ensemble der Wuppertaler Bühnen, stellt sich in der Rolle der Emira erstmals dem bergischen Publikum vor. Als Gast singt Countertenor Yosemeh Adjei den Medarse.