Regenmusik von Eisler zum Stummfilm

Die Zwölftonmusik zum lange verschollenen Film beeindruckte die Gäste im Skulpturenpark.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Der Stummfilm deckte in seiner Anfangszeit ein breites Feld ab - vom Hollywood-Mainstream bis hin zum Experiment. Ein der Avantgarde zuzuordnender Streifen ist „Regen“ des niederländischen Regisseurs Joris Ivens aus dem Jahr 1929. Neben einigen anderen vertonte ihn Hanns Eisler 1941. Ein paar Jahre später wurde sie nur zweimal als Tonfilmfassung aufgeführt.

So war bei der Auftaktaktveranstaltung der Reihe „Tonleiter“ in diesem Winter ein seltener Moment zu erleben, als Bild und Ton nach langer Zeit wieder zueinander fanden. Unter dem Titel „Vierzehn Arten den Regen zu beschreiben“ steht Eislers streng zwölftönige Musik zwar regelmäßig auf Kammermusikprogrammen; doch erst im Jahr 2002 konnte die dazu passende Filmbearbeitung ermittelt und restauriert werden.

Nachdem drei Jahre später das Resultat auf DVD erschien war, lag es nun in den Händen von Mark-Andreas Schlingensiepen, im ausverkauften Pavillon des Skulpturenparks Waldfrieden diese etwa 13-minütige Version live zu präsen-tieren. Wurde der Film am An-fang ohne Begleitung gezeigt, dirigierte am Schluss des Abends Schlingensiepen Eislers Stück punktgenau zu den Bildsequenzen.

Die sechs bestens disponierten Musiker - unter anderem vom Sinfonieorchester Wuppertal und der hiesigen Musikhochschule - spielten darüber hinaus die Komposition klanglich und dynamisch sehr durchstrukturiert. So war die Filmvorführung mit Musik sicherlich der Höhepunkt des Konzerts, doch nicht der einzige Aspekt, der etwas mit dem Thema „Wasser“ zu tun hatte.

Viele Tonschöpfer befass-ten und befassen sich mit dieser Materie, darunter die junge schottische Komponistin Helene Grime. Ihr 2012 entstandenes dreisätziges Trio „Snow and Snow“ (Schnee und Schnee) gestalteten Nora Niggeling (Bratsche), Florence Millet (Klavier) und Gerald Hacke (Klarinette) klar und fein ausbalanciert. Dann gab es noch eine Menge einsätzige zeitgenössische „Wassermusik“ für Klavier solo aus den Federn von György Ligeti, Tan Dun, Claude Debussy, Toru Takemitsu und Luciano Berio.

Hierbei verstand es Klavier-professorin Florence Millet ausgezeichnet, die Werke mit ihren vielfältigen Tonsprachen dank ihrer tief ausgeloteten Interpretationen verständlich zu vermitteln. Diese Veranstaltung war ein glänzendes Beispiel dafür, dass zeitgenössische Musik keine elitäre Angelegenheit sein muss, wenn sie in einen attraktiven Kontext gestellt wird. Dementsprechend war frenetischer, lang anhaltender Applaus der Dank für einen gehaltvollen Abend.