Theater am Engelsgarten Ruhe und Sturm zum Auftakt

Das Schauspiel Wuppertal eröffnet die Saison im Engelsgarten mit zwei Stücken von Theresia Walter.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Dieser Abend wird grundsätzlich, sehr komödiantisch und zugleich tiefgründig. Es geht um Darstellung, um Theaterkonzepte, um Schauspieler, die Schauspieler darstellen. „Einen Abend über Schauspieler“ verspricht das Schauspiel Wuppertal und lädt zu „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm / Nach der Ruhe vor dem Sturm“. Die beiden Stücke von Theresia Walser werden hintereinander aufgeführt, ohne Pause. Sie eröffnen am 15. September die Spielzeit im Theater am Engelsgarten.

Intendant Thomas Braus will zeitgenössische Stücke spielen, „da kommt man um Theresia Walser gar nicht herum“. Die 1967 geborene Tochter des berühmten Schriftstellers Martin Walser, ist selber gelernte Schauspielerin, darüber hinaus sehr produktive und oft gespielte Dramatikerin des Landes, die schon einige Preise einheimsen konnte. Die zudem „brillant schreibt, so dass ihre Dialoge schon die zu erspielenden Abgründe enthalten, zugleich dem Zuschauer viel Freiraum für eigene Deutungen lassen. Ihren Texten kann man sehr vertrauen“, sagt Braus. Und weil er zudem junge Menschen in der künstlerischen Leitung einsetzen will, hat er die 33-jährige Regisseurin Kristin Trosits geholt, nachdem sie ihn mit einer Inszenierung in Kiel überzeugt hatte. Sie bringt die 29-jährige Raumstrategin Nina Sievers mit, die sich um Bühne und Kostüme kümmert.

Walser ist eine Expertin der „tiefgründigen Konversationskomödie, die zwischenmenschliche genauso wie zeitgenössische Themen behandelt“, erklärt Peter Wallgram, 41 Jahre, Dramaturg im jungen Inszenierungsteam und seit 2017 beim Wuppertaler Schauspiel. Walser lässt drei Schauspieler aufeinander los, alle „exzellente Hitlerdarsteller“, die darauf warten, sich in einer Talkshow möglichst gut zu vermarkten. Die ins Gespräch kommen. Im Anschluss wieder eine Gesprächsszene, diesmal zwei ältere Frauen, mit dem Ende der Karriere befasst. Stück zwei wurde vor einem halben Jahr in Mannheim aufgeführt, die Wuppertaler fanden Gefallen daran. Ihre Aufführung wird die zweite überhaupt im Doppelpack mit „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“ sein.

Das kam 2006, ebenfalls in Mannheim auf die Bühne. Eine vergnügliche Satire, die an „Er ist wieder da“ und „Der Untergang“ erinnert. Kristin Trosits: „Es geht um ein Gespräch vor dem eigentlichen Gespräch, das Eitelkeiten freilegt, Selbstinszenierung. Wir schauen unter die Oberfläche.“

Verbunden sind beide Stücke nicht nur durch die Gesprächssituation und die bewusste Titelanlehnung, sondern auch durch die Besetzung, was dazu führt, dass Männer Frauen darstellen. Eine Idee, die Theresia Walser anfänglich nicht so recht gefallen habe, räumt Braus ein, die aber stimmig sei, zumal aus Ulli Lerch (Stück I) einfach Lerch werde (Stück II) - beide Male gespielt von Martin Petschan. Nina Sievers verzichtet auf Frauenkleider, steckt die Schauspieler in Anzüge, gibt ihnen „Zitate an die Seite, die mögliche Deutungen im Spiel zulassen“.

Das Bühnenbild ist karg, eine Sitzrunde um einen Tisch, ein paar Fernseh- und Showelemente, eine Wartesituation, der durch die Begrenzung der Bühne niemand entkommen kann. Trosits: „Ein Kreislauf, wenn das eine Stück endet, geht es direkt wieder von vorne los.“