Sinfoniker und ihr Instrument (7): Die Harfe — ein teuflisches Vergnügen
Wuppertal. Manuela Randlinger-Bilz kennt die Vor(ur)teile, die es gibt, wenn man Harfe spielt. Im Interview mit der WZ spricht die Musikerin über ihre Erfahrungen und ihren Werdegang.
Frau Randlinger-Bilz, ist es einfach nur schön oder manchmal auch nervend, dass Harfen als allererstes mit Engeln in Verbindung gebracht werden?
Manuela Randlinger-Bilz: Da ich mit sieben Jahren als kleines Teufelchen an der Harfe bezeichnet wurde, habe ich auch eine teuflische Vergangenheit. Engelchen und Teufelchen halten sich somit bis heute die Waage.
Sie haben sich auf Umwegen für die Harfe entschieden. Wie kam es dazu?
Randlinger-Bilz: Nach ersten Versuchen auf der Blockflöte kam ich durch Zufall zur Harfe. Ich bin in Bayern am Chiemsee aufgewachsen und dort ist das Harfenspiel vor allem in der Volksmusik mit der Besetzung Hackbrett, Zither, Kontrabass und Harfe weit verbreitet. Eigentlich habe ich mich für die Gitarre interessiert, aber die Leihinstrumente waren alle schon vergeben, nur eine kleine Harfe war noch übrig. Nach der „Probezeit“ von sechs Wochen war ich restlos begeistert. In den ersten Jahren spielte ich noch ohne Gedanken an eine Musikerkarriere in klassischem Sinne.
Die Harfe ist nicht gerade billig — und sperrig. Zwei Aspekte, die sicherlich eine Rolle bei der Entscheidung von Schülern und Eltern spielen, sich am Ende womöglich nicht für eine Harfe, sondern für ein weniger exotisches Instrument zu entscheiden. Was kostet eine Harfe und wie transportieren Sie sie?
Randlinger-Bilz: Die meist als Einsteigerinstrumente verwendeten kleinen irischen Harfen kosten um die 2000 Euro. Transportieren kann man sie noch problemlos in jedem Auto. Die Überraschung folgt erst wenn die Kinder größer werden, mit Feuer und Flamme bei der Sache sind und nicht mehr aufhören möchten: Eine Doppelpedalharfe ist ab 12 000 Euro erhältlich, nach oben sind die Grenzen wie immer weit. Die teuersten Instrumente können bis zu 60 000 Euro kosten. Ein Transport ist dann nur noch im Kombi möglich — oder wie im Fall der Orchesterinstrumente mit dem Lkw des Orchesters.
Welchen Rat haben Sie für alle, die überlegen, Harfe zu lernen?
Randlinger-Bilz: Man muss es einfach einmal ausprobieren, um ein Gefühl für die Größe und den Klang einer Harfe zu bekommen. Entweder der Funke springt dabei über — oder nicht.
Was lieben Sie an der Harfe?
Randlinger-Bilz: Mir liegen die direkte Klangerzeugung und die Möglichkeit des Klang-Formens sehr am Herzen. Außerdem genieße ich die Vollständigkeit des Instruments, da es sowohl als Harmonie- als auch als Melodieinstrument eingesetzt wird. Nicht zu vergessen ist die vielseitige Kombinationsmöglichkeit mit anderen Instrumenten. Es wird nie einseitig.
Die Harfe gehört nicht unbedingt zu den Instrumenten, für die die meisten Solo-Stücke geschrieben wurden. Haben Sie schon einmal daran gedacht, selbst zu komponieren?
Randlinger-Bilz: Nein, daran habe ich noch nie gedacht...
Bei einem Kammermusik-Abend in der Stadthalle hatten Sie jüngst damit zu kämpfen, dass Ihrer Harfe mitten im Konzert eine Saite gerissen war. Was denkt, fühlt und macht man in einem solchen Moment?
Randlinger-Bilz: Es waren sogar zwei! Vor jedem Konzert untersucht man die Saiten auf sichtbare Abnutzung und Schwachstellen, aber oft sind es dann genau die Saiten, die tadellos stimmen, die am Ende überraschend reißen. Man erschrickt und dümmstenfalls greift man ins Leere. Oft muss man unterbrechen, um eine neue Saite aufzuziehen. Aber die frisch aufgezogenen Naturdarmsaiten halten die Stimmung zu Anfang schlecht und so muss man bei jeder Gelegenheit nachstimmen.