Talkshow Talk auf dem roten Sofa in Vohwinkel

Mariko Sudo will mit Piano Late Night die Menschen hinter den Musikern zeigen.

Mariko Sudo will mit Musikern in der Klavierwerkstatt  „Pianovum“ in Vohwinkel ins Gespräch kommen.

Foto: Mariko Sudo/privat

Das Bild im Kopf von Mariko Sudo fügte sich schnell. Eine lockere Gesprächsatmosphäre zu später Stunde sollte es sein, mit einem Glas Rotwein auf einem Sofa, das rot war, wie ihr eigenes. Die Pianistin liebt Talkshows. Und sie liebt das Klavier, „das vielseitigste  und schönste  und eleganteste Instruments der Welt“. Die Verpackung ihres eigenen Projekts in eine Late Night Show lag wie der Titel „Piano Late Night“ auf der Hand. Wenn alles klappt, wird sie damit ab Ende Januar und zunächst achtmal im Jahr „eine Brücke schlagen zwischen Konzertgängern, Musikliebhabern und Musikern“.

Mariko Sudo wurde 1984 geboren, wuchs in Neuss  als Tochter einer deutschen Mutter und eines japanischen Vaters in zwei Kulturen auf. Sie bekam so eine Vielfalt und Offenheit mit, die sie noch heute schwärmen lässt, und die sie auch anderen näherbringen will. Heute lebt die ausgebildete und ausgezeichnete Pianistin in Essen, gibt überall auf der Welt Konzerte. Macht   immer wieder eine Erfahrung: „Besucher kommen auf mich zu und fragen, ob ich das auch beruflich mache“, erzählt sie. Sie nimmt die offensichtliche Wissenslücke auf, verbindet sie mit dem eigenen Interesse,  den guten Verbindungen, die sie in die (Freie) Musikszene hat, und der Moderationserfahrung aus ihrer Reihe „Klassik? Selbstverständlich!“,  formt nun ein neues Veranstaltungsformat daraus. Bei Konzerteinführungen werde oft über die Stücke des Programms gesprochen, „ich will den Menschen hinter dem Musiker kennenlernen, wie er lebt, Beruf und Privates verbindet“, sagt sie. Die meisten Berufsmusiker erwerben zwar eine klassische Ausbildung, begeben sich aber, auf der Suche nach der Nische im Angebot,  auf einen ungewöhnlichen Lebensweg.

Das Klavier ist das schönste Instrument der Welt

Zunächst gewann  Sudo  Freunde, darunter natürlich auch viele Musiker, für ihre Idee. Dann ihre Geschäftspartnerin und Juristin Kiyomi von Frankenberg, die  die Organisation in die Hand nahm. Sich auch um die Finanzierung kümmerte. Die Stadt Wuppertal sagte  Förderung zu, das Land ebenfalls. Den damit verbundenen Eigenanteil von 10 000 Euro will Sudo nun mit einer Crowdfundingkampagne bis 6. Januar 2020 zusammenbringen. Stand 17. Dezember sind knapp 8500 Euro beisammen. Die Künstlerin ist zuversichtlich ihr Ziel zu erreichen. Danach werden genaue Veranstaltungstermine festgelegt, beginnt der Kartenvorverkauf.

Stattfinden werden die Piano Late Nights in der Klavierwerkstatt „Pianovum“ von Michael Thorn in Vohwinkel. Seit 2017 arbeitet der Klavierbaumeister und Steinway-Techniker hier auf 600 Quadratmetern. Wartet auch den Flügel von Mariko Sudo. Alle vier bis sechs Wochen will sie in dem „spannenden Werkstatt-Ambiente“ mit Musikern ins Gespräch kommen.  Kai Schumacher, der für seine Kompositionen auf präpariertem Klavier bekannt ist, soll den Anfang machen. Weitere Gäste stehen fest: der Bratschist und Oberton-Sänger Garteh Lubbe, der Dirigent der Bochumer Symphoniker, Steven Sloane,  die Wuppertaler Salome Amend (Schlagzeug), Wolfgang Kläsener (Organist), Matthias Schlubeck (Panflöte). „Ihr Joker“ sei Götz Alsmann, mit dem sie Anfang des Jahres auf der Bühne stand und der bereits fest zugesagt habe. Außerdem haben sie mittlerweile etliche Anfragen erreicht, die  Auswahl wird sich nicht auf Wuppertal oder Nordrhein-Westfalen beschränken. Aus anfänglich einem Gast können  mehrere pro Show werden. Der Musikbegriff werde perspektivisch weiter gefasst, auch Menschen einschließen, die zum Beispiel über den Tanz mit Musik zu tun haben. Die überdies zu hören sein soll.  Sudo: „Es gibt   Musik in den Talkshows –  gemeinsam, allein, wie es sich ergibt.“ Ein gewisser Überraschungsanteil, ein   so noch nicht zuvor gehörtes Spiel sei vorgesehen. 60 bis 70 Minuten lang soll eine Show sein, ein auf maximal 20 Minuten gekürzter Mitschnitt in die digitalen Kanäle gespielt werden. Gefertigt von professionellen Technikern.

Bis zur ersten Show muss die Musikern noch zwei Fulltimejobs gleichzeitig stemmen, „aber wenn es erstmal läuft“, hofft sie, „wird es weniger“.