Wuppertal Lasker-Schüler, Schlemmer und ihre Spuren in Wuppertal
Wuppertal · Das Von der Heydt-Museum in Wuppertal zeigt Werke von der weltbekannten, gerne den Expressionisten zugeordnete Lyrikerin Else Lasker-Schüler. Oskar Schlemmer ist seit dem 3. November ausgestellt. Der Fokus liegt auf der Spätphase.
Sie wirkten beide zur selben Zeit, waren bedeutsame und anerkannte Köpfe der kulturellen Avantgarde. Vor allem aber hinterließen sie Spuren in Wuppertal-Elberfeld. Else Lasker-Schüler (1869-1945) wuchs hier auf, blieb ihr Leben lang auch in der Ferne der Heimatstadt eng verbunden. Verewigte sie in Gedichten und Theaterstück. Oskar Schlemmer (1888-1943) verbrachte in Wuppertal die letzten Jahre seines Lebens. Das Von der Heydt-Museum widmet derzeit jedem eine eigene Ausstellung, die Künstlerin und Künstler im Zusammenhang mit ihrer und seiner Zeit stellt. Für Leser der Westdeutschen Zeitung, des Solinger Tageblatts und des Remscheider General-Anzeigers sind beide Ausstellungen am heutigen Samstag, 14. Dezember, kostenlos, wenn sie die Seite mit diesem Artikel mitbringen.
Im Rahmen des Programms der Stadt Wuppertal „Meinwärts. 150 Jahre Else Lasker-Schüler“ zeigt das Museum seit 6. Oktober im ersten Obergeschoss seine erste Ausstellung über die weltbekannte, gerne den Expressionisten zugeordnete Lyrikerin. Dabei zeigt sie sie von ihrer unbekannteren Seite – als Netzwerkerin, als Vorkämpferin, auch in der bildenden Kunst. Eine malende Dichterin, die ein umfangreiches zeichnerisches Werk schuf. Eine komplexe Persönlichkeit, deren dichterisches und bildnerisches Werk untrennbar miteinander und mit ihrem Leben verbunden waren.
Lasker-Schüler bevorzugte das kleinere Format: Papier, Briefbögen, Telegrammformulare, auf denen sie mit Farbstiften, Tusche oder verschiedenen Tinten ihre jüdisch-orientalisch inspirierten Fantasiefiguren farbenfroh inszenierte. Mit feinem, detailliertem Strich, mit Gold-, Silber- und Stanniolpapier collagiert, mal eher expressionistisch, mal eher surreal wirkend. Circa 70 Zeichnungen und 20 Bücher hat das Museum zusammengetragen, drei Zeichnungen und das Buch „Theben“ stammen aus eigenem Bestand. Außerdem Werke von Zeitgenossen, darunter Porträts, zum Beispiel von Otto Pankok, Theodor Frankenbach und Josef Scharl. Der Besucher kann den Lebensweg der Künstlerin chronologisch nachverfolgen, der sie von Elberfeld nach Berlin, in die Schweiz und schließlich auch nach Palästina führte.
Fokus liegt auf Schlemmers Spätphase
Vielseitig war auch Oskar Schlemmer, der zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts gezählt wird. Seit dem 3. November beherrscht er das oberste Stockwerk des Museums. In die Geschichte ging der Maler, Wandgestalter, Grafiker, Bildhauer und Bühnenbildner vor allem als Meister am Bauhaus ein, wo er von 1920 bis 1929 in Weimar und Dessau wirkte. Sein Thema war dabei stets der Mensch im Raum. Seine Kunstfiguren gestaltete er nach den Regeln der Geometrie und der Choreografie. Die Ausstellung im Von der Heydt-Museum legt den Fokus auf seine Spätphase, auf seine Zeit in Wuppertal, wo er von 1940 bis 1943 in einer Wohnung am Döppersberg lebte.
Der Wuppertaler Architekt Heinz Rasch hatte ihn mit dem Lackfabrikanten Herberts zusammengebracht, für den er die künstlerische Verwendung von Lackfarben erproben sollte. Das Lackballett, das Schlemmer für eine Jubiläumsfeier der Firma schuf, und das Lackkabinett, das über Vorentwürfe nicht hinaus kam, sind mit Wuppertal eng verbunden. In der Schau wird das Kabinett als begehbare Rekonstruktion gezeigt. Außerdem konnte das Museum aus dem Vollen schöpfen, verfügt es doch über einen großen Bestand von 300 Gemälden und Zeichnungen Schlemmers, die über den Kunst- und Museumsverein in den 60er Jahren erworben wurden.
Für Antje Birthälmer, kommissarische Leiterin des Museums, passt die Schlemmer-Retrospektive sehr gut zur Else-Lasker-Schüler-Schau im Haus. Gemeinsame Anlaufstelle war die „Sturm“-Galerie in Berlin, die Schlemmer besuchte und von der er wichtige Impulse empfing. Lasker-Schüler wiederum war Triebkraft und Namensgeberin beim „Sturm“.