Kultur Begegnungen zwischen Kunst, Musik und Tanz

Tanzperformance im Von der Heydt-Museum.

 Tanzperformance im Von der Heydt-Museum mit ehemaligen Tänzern des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch

Tanzperformance im Von der Heydt-Museum mit ehemaligen Tänzern des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch

Foto: Fischer, Andreas H503840

„Wir haben natürlich unsere Geschichte, am Ende ist es aber der Zuschauer selbst, der zum Geschichtsmacher wird“, sagte Tänzerin und Choreographin Thusnelda Mercy. „Es sind Begegnungen – zwischen Körper und Bild, Farbe und Bewegung, den Individuen untereinander, zwischen gemaltem und lebendigem Fleisch“, beschreibt Pascal Merighi die Tanzperformance, die er gemeinsam mit Mercy vorbereitet hat und die instrumental mit Querflötisten Karsten Greth unterstützt wird. Es war ihr Wunsch, mit ihm zusammenzuarbeiten.

Kunst in gemalter Form, musikalisch und durch Tanz ausgedrückt – darum ging es vergangenen Sonntag bei der Veranstaltung „Spektren“ im Von der Heydt-Museum. Die Basis bildete die Ausstellung „An die Schönheit – Stars der Sammlung“. „Es ist die Präsentation mit den Highlights des Museums“, so Marion Meyer, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Um die 3000 Gemälde befinden sich in der Sammlung, nur ein Teil könne gezeigt werden. „Der Fokus liegt auf der Zeit zwischen Impressionismus bis hinein in die 60er Jahre, in die Pop Art-Bewegung“, gab sie einen Überblick darüber, was die Besucher noch bis zum 3. Oktober zu sehen bekommen. Werke von Otto Dix, Claude Monet, Edgar Degas oder Eugene Delacroix sind unter anderem vertreten. „Im Juni haben sich Schauspieler der Wuppertaler Bühnen der Ausstellung mit Texten gewidmet, jetzt machen es die Tänzer mit ihren Mitteln“, so Marion Meyer über die genrebergreifende Bezugnahme zu den Kunstwerken.

So wie auch die Ausstellung als Rundlauf gestaltet ist, verhielt es sich mit der Performance. Sowohl Musiker Karsten Greth als auch die Tänzer platzierten sich zunächst in bestimmten Räumen und bewegten sich wie auch die Zuschauer durch die Ausstellung. Teilweise positionierten sie sich einzeln, teilweise interagierten sie miteinander, stießen in Räumen dazu, verließen sie wieder, um sich im Abschluss alle gemeinsam in einem wiederzutreffen. „Apparaitre und disparaitre“, Erscheinen und Verschwinden, benennt Merighi den Wechsel. „Mal haben sie sich auf den Raum, mal auf Bilder bezogen“, erklärte Marion Meyer.

Pascal Merighi lag zum Teil mit unbedeckten Rücken auf dem Museumsboden, bezugnehmend auf einen Stier im Gemälde. Eine Tänzerin sagte immer und immer wieder einen Text auf, zum Thema Leere. Im Raum der Fauvisten, Kubisten und der internationalen Avantgarde interagierte Thusnelda Mercy mit einem papiernen Bogen, den sie sich wie einen Rock um die Hüften legte – die Formsprache aufgreifend? „Wir haben unser inneres Leben und unsere Fantasie. Was wir denken, ist sicherlich etwas anderes als die Person, die es sich ansieht. Es ist schön zu hören, wenn Assoziationen und Verbindungen ausgelöst werden“, sagte Mercy.

Erklärungen wollen die Tänzer keine abgeben, die Interpretation überlassen sie ihren Zuschauern. „Gerade mit den Masken kann man sich das nochmal bunter denken“, so Mercy. „Die Intention, die ein Maler bei einem Bild hat, transportiert sich auch nicht eins zu eins auf denjenigen, der es betrachtet“, ergänzte Karsten Greth.

Musikstücke von Charles Koechlin und Georg Philipp Telemann waren seine Wahl, die Performance mit der Querflöte zu begleiten. Eine barocke Suite wurde zum Beispiel an den Schluss der Performance gesetzt – im Pop Art Raum. „Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass es ein Gegensatz ist, sondern dass es das Ganze umschließt“, sagte Greth. Er fand den Prozess der Veranstaltung spannend. „Es gibt eine Struktur, mit ihr geht man in den Dialog, verwirft Sachen, macht sie neu“, hebt er die Lebendigkeit des Konzeptes über die Zeit hervor. Manche Sachen wären fixiert, andere wiederum improvisiert, je nachdem wie sie ihr Umfeld wahrgenommen haben. „Im ersten Durchlauf war eine ganz andere Energie, der zweite war ruhiger mit weniger Menschen“, so die Tänzer. Wie auch bei einem Museumsbesuch müsse man nicht alles sehen und verstehen. „Es war so strukturiert, dass wir, die Musik, und dass der Zuschauer seine eigene Geschichte finden“, fassten Merighi und Mercy zusammen.