Museum Tony Craggs Kunst an die Wand gebracht
JuKuK: Das Von der Heydt führt Kinder ab acht Jahren und Jugendliche gezielt ans Museum heran und fördert ihre Kreativität.
Vielleicht wird aus ihr ja einmal eine Bildhauerin. Seit fünf Jahren ist Zoe nun schon dabei, kommt jeden Donnerstag in das helle Atelier des Von der Heydt-Museums, um dort mit Gleichgesinnten und -altrigen kreativ zu werden. Mittlerweile ist sie elf Jahre alt, ein zartes, ruhiges Mädchen, das aufblüht, wenn es mit den Händen das erschaffen kann, was in ihrem Kopf entstanden ist – und nicht mehr über ihre Aktivitäten erzählen muss. Zusammen mit der 14-jährigen Darlene hat sie zum Beispiel aus Eierkartons und Haushaltsrollen eine Schwebebahn gefertigt. Der „Jugend Kunst Klub“ (JuKuK) des Museums macht Kunst erlebbar, macht Lust auf Kunst und Museum. Und freut sich über neue junge Mitstreiter ab acht Jahren.
Museen sind nicht verstaubt, nicht nur was für Obergescheite oder nur was für Erwachsene. Das weiß auch das Von der Heydt-Museum namentlich in Person von Julia Dürbeck von der Kunstvermittlung des Hauses. Seit 2006 gibt es nun schon den JuKuK, der Teil des Museums geworden ist und über die Jahre einige Jahrgänge begleitet, sie für das Museum erwärmt und sich so um die Besucher von morgen verdient gemacht hat. Ein Schwerpunkt ist denn auch der Ausstellungsbesuch, das Gespräch über Kunst und Künstler, die Einbindung in die Museumsarbeit. Indem dem Restaurator Andreas Iglhaut über die Schulter geschaut wird, beim Aufkleben der vielen kleinen Kunststoffteile von Tony Craggs Menschenmenge-Wand-Mosaik für seine Retrospektive 2016 geholfen wird oder bei der Museumsnacht im letzten Jahr Jankel Adlers Bild „Sabbat“ nachgestellt wird. Inge Heinicke-Baldauf, Mitbegründerin von JuKuK und eine von insgesamt drei Teamleitern: „Außerdem haben wir die Besucher gebeten, sich selbst in Positur zu bringen. Das Foto davon konnten sie mitnehmen.“
Aus Bildern einer Ausstellung
werden lebende Personen
Zoe, die am liebsten mit Gips arbeitet, schaut sich vor allem die Skulpturen im Museum gerne an, Tony Craggs Austellung hat ihr besonders gut gefallen. Auch die elfjährige Mathilde geht gerne ins Museum, hat auch schon etliche Ausstellungen – nicht nur im Von der Heydt-Museum mit ihren Eltern besucht. Die neunjährige Clara und der zwölfjährige Justus, die zum ersten Mal mitmachen, kennen das Museum bislang durch einen Kindergeburtstag. Andere wie Darlene schätzen an JuKuK vor allem die vielfältigen Möglichkeiten, selber kreativ werden zu können. „Man hat hier einfach mehr Materialien. Kann mehr machen als zuhause.“ Und die 15-jährige Tatjana, die eine Zeitlang pausiert hat, freut sich einfach aufs Malen, Zeichnen und Basteln, will eine früher begonnene Serie von Zeichnungen fortsetzen. Dabei muss die Kreativität nicht indoor bleiben, erzählt Dürbeck, die sich noch lebhaft an eine Streetart-Aktion erinnert, die JuKuK vor Jahren unternahm.
Seit dem Ende der Sommerferien ist auch Bernd Bähner dabei. Das Museum hat den Künstler für fünf Termine engagiert. Der Künstler hat sein Atelier am Ölberg, wo er auch Workshops gibt, die aber in der Regel von Erwachsenen besucht werden. Ausschließlich mit Kindern arbeitet er nun zum ersten Mal, will ihnen das intensive Erleben, das er selbst beim Malen empfindet, weitergeben. Er genießt ihr ungefiltertes Agieren, das noch nicht so verkopft ist wie bei den Erwachsenen. Und die Kinder wiederum erfahren etwas über den Künstler selbst, wie er arbeitet und lebt, erklärt Inge Heinicke-Baldauf, die selbst Künstlerin ist.
Anknüpfend an die anstehenden Von der Heydt-Ausstellungen über Else Lasker-Schüler (ab 6. Oktober) und Oskar Schlemmer (ab 3. November) hat Bähner Wuppertal als Thema ausgesucht, das zudem nahtlos an das Thema „Schwebebahn“ anknüpft, das die Kids vor den Ferien kreativ umgesetzt haben. Dazu hat er einige Fotos und Bilder mitgebracht, die er selbst gefertigt hat, Anregungen für ihr Tun. Was sie mit welchen Werkzeugen daraus machen, steht den Kindern frei. „Sie kommen, suchen sich einfach etwas aus und legen los, wir unterstützen sie dabei“, fasst Heinicke-Baldauf zusammen. Mitmachen erwünscht.