US-Künstler auf den Spuren von Peter Kowald
Donald Boudreaux lebt einen Monat lang im „Ort“. Heute eröffnet er eine Ausstellung in Kowalds ehemaligem Atelier.
Wuppertal. Donald Boudreaux ist wahrlich kein Mann mit festgefügten Vorstellungen. Der Künstler aus den amerikanischen Südstaaten begrüßt den Wandel in seinem Leben mit offenen Türen, wie er selbst sagt. Vielleicht gefällt es ihm deshalb so gut im "Ort", dem ehemaligen Atelier von Peter Kowald, in dem er nun als Artist-in-Residence lebt und arbeitet.
Denn durch das Fenster zur Luisenstraße, an dem er seinen Lieblingsplatz gefunden hat, kann er nicht nur das Treiben der Wuppertaler beobachten, sondern seine Gedanken schweifen lassen und neue Ideen entwickeln.
Und die hatte der 49-jährigen Maler zuhauf bei der Vorbereitung seiner Ausstellung, die heute um 20 Uhr eröffnet wird - als Höhepunkt seines gut vierwöchigen Aufenthaltes in Peter Kowalds Heimatstadt.
Den umtriebigen Jazz-Musiker hat Boudreaux zwar selbst nie getroffen. Doch übt das Schaffen des völkerverbindenden Künstlers auch auf ihn noch eine nachhaltige Wirkung aus. "Er hat so viel erreicht wie bei uns Miles Davis", sagt Boudreaux, dessen zweite Leidenschaft die Musik ist. "Casting shadows" soll die Installation denn auch heißen. Auf Deutsch: Schatten werfen.
So ist die Gegenwart des Wuppertaler Free-Jazzers, der 2001 starb, für den Amerikaner im "Ort" noch immer spürbar. Mit den Zeichnungen und Collagen, die in den vergangenen Tagen zur Musik Kowalds entstanden sind, erweist Boudreaux ihm eine visuelle Hommage. Dazu hatte der Künstler kein vorgefertigtes Konzept im Gepäck, sondern improvisierte wie im Jazz, indem er mit den Bedingungen des Raumes zu spielen begann.
Der Kreislauf der Veränderung ist ein zentrales Element seiner Arbeit. Mit seiner Installation schafft Boudreaux verschiedene Stimmungen im Raum, die ganz Facetten des Musikers versinnbildlichen sollen.
Nicht nur schemenhafte Porträts Kowalds sind zu sehen. Die Ausstellung dreht sich vor allem um die überbordende, erotisch aufgeladene Vision eines Konzertes. Es folgt eine Reihe von dunklen Kohlezeichnungen, die Kowalds letztes Solo veranschaulichen.
Dazu drückt Boudreaux die Betrachter buchstäblich nieder: Im Sitzen und möglichst ohne Schuhe sollen die niedrig gehängten Zeichnungen betrachtet werden.
Über allem schweben schwarze Schirme, die allerdings nicht nur auf das wichtigste Accessoire der Wuppertaler verweisen, sondern ebenso deren Bedeutung in den Südstaaten reflektieren, wo Schirme zu Festen, Feiern und Beerdigungen zum Einsatz kommen.
Dass sich hier die kulturellen Codes mischen, freut Boudreaux sehr. "Auch Kowald hat das Leben genossen und die Kulturen gemixt", sagt der drahtige Maler mit leuchtenden Augen. Sein Aufenthalt im "Ort" ist ein Austauschprojekt zwischen der Peter-Kowald-Gesellschaft und der "Augusta Savage Gallery" in Amherst, Massachusetts. Die Leiterin der Galerie, Terry Jenoure, war 2003 als erste Artist-in-Residence im "Ort".