Videokunst: Eine Künstlerin bringt das Meer ins „Labor“
Regina Friedrich-Körner hält in Bedburg-Hau die Wuppertaler Fahne hoch. Sie nimmt an einem internationalen Projekt teil.
Das Meer ist wie das Leben — unberechenbar. Mal entspannend, beglückend und berührend, dann wieder aufwühlend, unruhig oder gar gefährlich. Eine Wuppertalerin, die sich im Strudel der Gefühle bestens auskennt, ist Regina Friedrich-Körner. Die 63-Jährige mag das Leben, das Meer und vor allem die Kunst. In Bedburg-Hau bringt sie derzeit alles unter einen sprichwörtlichen Hut: „Es war ein langgehegter Wunsch, das einmal umzusetzen“, sagt die Mutter eines erwachsenen Sohnes — und meint ihre Rauminstallation, die bis Sonntag im „ArToll Kunstlabor“ zu bewundern ist.
„The End (The Beginning)“ heißt ihre Arbeit — ein treffender Titel, denn das, was sich in der Ausstellung mit Hilfe von zwei Videofilmen abspielt, ist ein fortwährender Kreislauf, in dem ein scheinbares Ende auch immer wieder ein Anfang ist. Zwischen zwei Wänden, auf denen Strandszenen zu sehen sind, laden Bänke zum Zuschauen, Zuhören und Meditieren ein. Wer hier Platz nimmt, kann seinen eigenen Standpunkt einnehmen — zwischen äußeren Impulsen und leisem Meeresrauschen, innerer Einkehr und selbst auferlegter Stille (siehe Foto unten).
Regina Friedrich-Körner über ihren natürlichen Inspirationsort . . .
Die Idee, Holzbänke mit Widmungsinschriften auszustellen, hat Regina Friedrich-Körner von der Ostküste Großbritanniens übernommen, wo kleine Tafeln auf den Bänken am Meer an Verstorbene erinnern. „Ich habe sie gesehen, als ich mit der Wuppertaler Sixpack-Gruppe in England war.“ Die „lesbaren Bänke“ ließen die Wuppertalerin nicht mehr los — inzwischen hat sie ihre eigenen aufgestellt. Sichtbar bereichert hat sie sie mit zwei Filmen, die sie im April an der Nordsee aufgenommen hat.
Auf der einen Seite laufen Menschen am Strand, auf der anderen gibt es Natur pur. Hier Spaziergänger, die Wind und Wetter trotzen — dort „das permanente Heranrollen der Wellen“. Es sind Kontraste, die auf zwei gegenüberliegenden Wänden zu erkennen sind. Und doch gehört alles untrennbar zusammen — geht es der Künstlerin doch um die menschliche Sicht auf die gewaltige Natur. „Der Blick auf die Weite des Meeres hat etwas Tröstliches“, sagt sie. „Es ist schön, beruhigend, meditativ.“ Gleichzeitig werde einem jedoch klar, dass man die Kraft der Natur nicht aufhalten könne.
. . . und über den Ausstellungsort.
Wer der diplomierten Designerin zuhört, spürt schnell, dass sie Feuer und Flamme ist, wenn es um die Macht des Wassers geht. Sie „brennt“ für ihre Kunst — und das nicht erst seit vier Wochen. So lange ist „The End (The Beginning)“ bereits im „ArToll Kunstlabor“ zu sehen. Dabei ist die Ronsdorferin nicht zum ersten Mal in Bedburg-Hau vertreten. Vor zehn Jahren hat sie Premiere gefeiert, heute gehört sie zum künstlerischen Beirat. Zwölf Künstler haben diesmal im „Labor“ gemeinsam gekocht, diskutiert — und natürlich gearbeitet. „Es ist ein spannendes, lebendiges, kreatives Umfeld. Das gibt Energie. Außerdem sind die Räume groß und herausfordernd — da kann man experimentieren.“
Das internationale Projekt „Naturkunden II“, zu dem auch das Kunstlabor gehört, ist eine Herzensangelegenheit für die 63-Jährige, die erst auf Umwegen zur Kunst finden durfte. „Ich war ein eher stilles, introvertiertes Wesen“, erzählt sie. „Ich habe mir vieles von der Seele gezeichnet. Das war ein natürliches Bedürfnis. Später wollte ich Fotografin werden, durfte es aber nicht.“ So wurde sie zunächst etwas anderes: Fremdsprachenkorrespondentin. Ein Designstudium folgte — die „Begabtensonderprüfung“ machte es möglich.
„Die fünf Studienjahre waren eine sehr schöne Zeit“, sagt sie heute. „Tja — und dann kann man einfach nicht mehr davon lassen und sucht sich seinen Weg.“ So wie das Meer. Denn das Leben ist wie ein Ozean: Wer die richtige Welle nutzt, kommt voran.