Konzert Vivaldi hatte ein Herz für das Fagott

Nicola Hammer ist Solo-Musikerin beim nächsten Uptown Classics-Konzert des Sinfonieorchesters Wuppertal. Gespielt wird in Barmen und in Hattingen.

 Nicola Hammer und ihr rötlich schimmerndes Fagott stehen im Mittelpunkt des nächsten Uptown Classics Konzerts.

Nicola Hammer und ihr rötlich schimmerndes Fagott stehen im Mittelpunkt des nächsten Uptown Classics Konzerts.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Mit 1,76 Metern ist Nicola Hammer keine kleine Frau. Auch ihr Musikinstrument ist groß und schlank – wie sie. Wie viel es genau wiegt, weiß die Fagottistin nicht, sie schätzt drei Kilogramm, während sie das wertvolle, rötlich schimmernde Blasinstrument aus Bergahorn ganz leicht und selbstverständlich für den Fotografen in Postion bringt. Am letzten Januar-Wochenende haben beide einen großen Auftritt beim nächsten Uptown Classics-Konzert des Sinfonieorchesters Wuppertal. Dann steht die stellvertretende Solo-Fagottistin und erklärte Teamplayerin des Klangkörpers bei zwei Solo-Konzerten Vivaldis im Mittelpunkt.

Eigentlich bestand nie eine echte Wahl: Nicola Hammer wurde 1969 in Mannheim in eine Lehrerfamilie hinein geboren, die zwar naturwissenschaftlich orientiert, aber vor allem musikalisch war. Die Tochter wuchs in Spiekeroog auf, ging in Osnabrück zur Schule, lernte Blockflöte und mit zehn Jahren das Klavierspiel. Als sie 13 war, entschieden die Eltern, dass ein weiteres Instrument hinzukommen müsse. Bei einem Tag der offenen Tür der Musikschule sollte sie sich eines aussuchen.

„Der Fagottlehrer war sehr nett, ein unglaublicher Musiker mit Kölschem Akzent und Humor“, erinnert sich Nicola Hammer. Er vermittelte ihr erste Lebensweisheiten („Nichts ist im Leben ernst zu nehmen außer der Musik“) und entfachte ihre Begeisterung. „Ich wollte Fagottspielen lernen, unbedingt.“ Auch beruflich, betont Hammer rückblickend. Und weil das Fagott ein typisches Begleitinstrument ist, kam zwangsläufig das Spiel im Orchester hinzu.

Nach dem Abitur studierte sie an der Folkwang-Hochschule in Essen Instrumentalpädagogik und Fagott. Dag Jensen zählt sie zu ihren prägenden Lehrern sowie Sergio Azzolini, bei dem sie einen Meisterkurs belegte. Als im Sinfonieorchester Wuppertal eine Stelle frei wurde, spielte sie eine Woche vor dem Examen vor. Und wurde genommen.

Die Musikerin schätzt die Kollegen sehr, darunter Klarinettist Gerald Hacke, gebürtiger Berliner und seit einigen Jahren ihr Mann. Dass beide in einem Orchester spielen, empfindet sie mittlerweile als Fügung, Überlegungen, sich beruflich zu trennen, wurden aufgegeben. Vor sechs Jahren wurde ihr Sohn geboren und damit die Bindung an Wuppertal gefestigt. Derzeit wird in Cronenberg ein Haus gebaut.

Die Familie legte vor fast 30 Jahren für Hammers Instrument zusammen. Gekauft wurde „ein neues Heckel-Fagott“, sagt Hammer nicht ohne Stolz, weil das traditionsreiche Wiesbadener Unternehmen Instrumente herstelle, die einen Zauber haben, ganz besonders gut klingen, und deren Wert mit den Jahren wachse. Mit der Musik ist es etwas schwieriger. Zwar forderte auch Igor Strawinsky das Fagott heraus, Anton Bruckner aber behandelte es stiefmütterlich und die modernen Komponisten verwenden eher Flöte und Klarinette. In Mode kam das einzige Holzblasinstrument in Basslage im Barock, es wurde unverzichtbarer Bestandteil eines Sinfonieorchesters. „Es ist das Bindeglied bei den Holzbläsern, unterstützt die anderen“, erklärt die Musikerin. Das gelte auch für Wolfgang Amadeus Mozart, den sie wegen seiner intensiven Verwendung des Fagotts (“man hat bei ihm viel zu spielen“) sehr schätzt. Ihr Urteil: „Wenn es bei Mozart besonders schön klingt, hat er ein Fagott eingesetzt.“

Folglich gibt es weniger Solokonzerte. Ausnahme: Antonio Vivaldi, der in seinen späten Jahren 39 Konzerte für das Instrument schrieb, also „ein Faible für die dunkle Farbe gehabt haben“ müsse. Zwei, jeweils etwa zehn Minuten lange Stücke haben Nicola Hammer und Generalmusikdirektorin Julia Jones für das Uptown Classics Konzert ausgesucht: „La Notte“ (B-Dur), das mit seinen vielfältigen Klangfarben den Verlauf einer Nacht erlebbar macht – mit gruseligen Nachtmaren, erholsamem Schlaf und Aufatmen in der Morgendämmerung. Und ein D-Moll-Konzert, das eine „opernhafte Dramatik“ aufweise. Hammer freut sich auf das Konzert, an dem auch der erste Konzertmeister Yusuke Hayashi als Solist (Peteris Vasks Konzert „Vientuļais eņģelis“) und musikalischer Leiter sowie die neue Solo-Cellistin Anne Yumino Weber mitwirken.

60 Minuten spielen die Musiker im Immanuelszentrum in Barmen und in der Henrichshütte Hattingen. Ideal für Familien oder für Einsteiger, erklärt Hammer. Die ehemalige Education-Mitarbeitern des Sinfonieorchesters weiß, wie Musik zu den Menschen gebracht werden kann. Ihr Sohn ist längst auf musikalischer Spur, er lernt Klavier und Gesang.