Was an der geschätzten Wupper so all löpt

Striekspöen spielte in der Bandfabrik auf und erteilte dabei eine intensive Lektion in Heimatkunde. Das Publikum ging schunkelnd mit.

Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. Wer Nachhilfeunterricht in Heimatkunde nötig hat, ist bei den Striekspöen — auf Hochdeutsch Streichhölzer — sehr gut aufgehoben. Die sechs Jongs kennen sich nämlich richtig gut aus mit den Dingen und Befindlichkeiten am Ufer der so geschätzten Wupper und an den Hängen und auf den Höhen ihres Tals von Beyenburg bis Vohwinkel.

Geschätzt? Aber klar doch. Wuppertal ist kein entlegenes Provinznest, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, für das die ganze Welt nur ein müdes Lächeln übrig hat. Die abendfüllende Lehrstunde in der komplett besetzten Bandfabrik in Longfield City (Langerfeld) brachte das wieder einmal an den Tag.

Im Wuppertal werden etwa epochale Konzepte entworfen. Der Umbau des Döppersbergs oder die Attraktivität der Nordbahntrasse sind nichts gegen die Erweiterung der Schwebahn über den Großen Teich bis nach Nashville in den USA („Met der Schwebebahn nach Nashville“). Leck mich inne Täsch.

An vorderster Front war es das Wuppertaler Original Paul Decker am Gesangsmikrophon und mit umgehängter Klampfe, der aufklärte. Das einheimische Urgestein kennt sich aus. Decker erzählte die Geschichte eines Wupper-Kapitäns („Eck wör so gähn en Wopperkapitän“), der unter anderem regelmäßig in der Hafenstadt Sonnborn anlegt. Wer von den Zuhörern des Wuppertaler Platts nicht richtig mächtig war, hatte ein paar Verständnisprobleme. Hier im Tal wird nicht immer Hochdeutsch gekallt.

25 Kapitel umfasste die musikalische Lektion. Hier fühlt man sich so wohl, dass man nicht in den Urlaub fährt („Ek bliw op Balkonien“). Die erstklassige Gastronomie wurde erwähnt („Broatärpel met Phannas“). Der Ölberg ist nicht kleinzukriegen („Solang om Berg en Lämpken brennt“). Die Wopperdaler tanzen mit Vergnügen („Virus Sambacus“, „Ölberg-Tango“). Natürlich hat „de schönste Fott van Elwerfeld unsere Mina“ (Knallenfalls). Und so weiter.

Es gab viele Vertellches uutm Dahl un vanne Höhen, die belegen, wie einzigartig die Metropole des Bergischen Lands ist. Dabei wurde Decker von seinen fauf Jongens aus’m Tal tatkräftig unterstützt. Sigi Kepper (Backgroundsänger, Lead-Gitarre), Kurt (Atti) Reinartz (E-Bass, Background-Gesang), Peter Holtei (Keyboard, Background-Gesang), Kai Acker (Schlagzeug) und Ottmar (Otti) Ay (Rhythmus-Gitarre, Mundharmonika, Background-Gesang) heizten die gute Stube so richtig ein.

Heavy Sounds, Country-Music oder allseits bekannte Rock- und Pop-Melodien kamen weltgewandt mit viel Pep von der Bühne.

Fisimatenten waren auch dabei. Unter anderem nahm man sich gegenseitig auf die Schippe, sogar Freundschaften wurden aufgekündigt. Von der Partystimmung angesteckt, klatschten, sangen und schunkelten die Fans begeistert zu etlichen Nummern mit.

Es war schon ein eigener Reiseführer durch das Tal an der Wupper. Eine schelmische Unterweisung in Sachen Heimatverbundenheit. Die Zeit verging wie im Flug, das Konzert überraschend schnell vorbei, obwohl es doch über zweieinhalb Stunden gedauert hatte. Doch nun galt es vorrangig, unter Blitzeis-Bedingungen unbeschadet wieder nach Hause zu kommen.