Ausstellung „Weiter malen“ – weil es wichtig ist, sich weiterzuentwickeln
Ulrich Wellmann zeigt seine Arbeiten in der Hengesbach Gallery.
Seine Malerei sei intim, ehrlich, merkwürdig, still, laut und kontrastreich zugleich, schwärmt Rolf Hengesbach über Ulrich Wellmann. Der in Köln lebende Künstler stellt seit Sonntag in der Galerie an der Vogelsangstraße aus. Das zweite Mal nach 2015, diesmal unter dem Titel „weiter malen“, was der 66-Jährige durchaus als Aufforderung verstanden wissen will, „nicht stehen zu bleiben, sondern sich weiterzuentwickeln“. Elf Bilder aus den Jahren 2013 bis 2019 zeigen, wie er selbst sich entwickelt hat. Viele Besucher wohnten der Vernissage bei.
Die digitale Zeit ist schnell, lebt - gerade in den Sozialen Medien - vom kurzen Blick, der nicht versteht, was langes Sehen braucht. Das aber erfordern Wellmanns Bilder, die mit den Jahren Begriffe wie figürlich oder abstrakt hinter sich gelassen, die gesamte Fläche erobert haben: Spiralen, Kreise, wellenartige Linien, die sich annähern, kreuzen, wieder entfernen. Er male aus der sinnlichen Erfahrung mit Farbe, spontan und ungeordnet, erklärt der Künstler, mit „großem Spaß, sich durch die malerische Intensität weiter puschen zu lassen“. Bis, wie beim Laufen, eine imaginäre Ziellinie überquert, die Erkenntnis da sei, „dass es nicht mehr weitergeht, nichts mehr zu sagen, das Bild erfüllt ist“.
Galerist Hengesbach wiederum beschreibt, was Wellmanns Bilder mit dem Leben zu tun haben, vergleicht dessen immer radikaler werdenden Umgang mit den Farben mit den Lebenswegen. So wie aus dem Malgrund, der Basisfarbe, Farben heraus wachsen, die ihn durchpflügen, so wie aus ihrer ständigen Bewegung, oftmals Nass auf Nass aufgetragen, malerisches Leben entstehe, so treten auch im Leben aus bestimmten Ausgangspositionen Aktivitäten heraus, die nicht nur Neues hinzufügen, sondern die Anfänge immer stärker unkenntlich machen: „Leben ist Änderung, Umwenden, einen Haken schlagen, die Spirale weiter drehen und ebenso fortgesetztes Zurück-in-den-Spiegel.schauen.“
Von Farbgründen, Farbenlinien und Lebenswegen
Elf Werke haben Hengesbach und Wellmann ausgesucht, sie in den Galerieräumen so aufgehängt, dass große und kleine, Papier- und Leinwandarbeiten, mit Buntstift oder Öl gemalte absolut gleichwertig wirken, in einen Dialog treten, zum genussvollen Betrachten in der Nähe einladen. Die meisten Bilder stammen aus den letzten vier Monaten, zwei ältere Bilder zeigen ihre Wurzeln, ihre Vorgeschichte des Malers auf, der in den 70er Jahren bei Prof. Stefan Wewerka in Köln studierte. „Die Auswahl zeigt die qualitative Vielschichtigkeit meiner Bilder, ihre Vitalität“, erklärt Wellmann. Die er natürlich weiterentwickeln will. „Ich versuche das Bild noch einfacher zu gestalten: Auf die Grundfarbe kommen zwei bis drei organische Farben, die sich frei entwickeln, mit der Ausgangsfarbe farblich und organisatorisch eine virale Einheit bilden.“
» Die Ausstellung “weiter malen“ mit Bildern Ulrich Wellmanns ist bis zum 14. Juni in der Hengesbach Gallery, Vogelsangstraße 20, zu sehen. Öffnungszeiten: di-fr, 14 bis 18 Uhr, und nach Vereinbarung unter Telefon 0202/753532.