Konzert Wiener Sängerknaben brillieren in der Stadthalle

Die jungen Sänger wurden ihrem weltberühmten Ruf, über perfekt ausgebildete Stimmen zu verfügen, voll gerecht.

Die Wiener Sängerknaben gaben ihr Weihnachtskonzert in der Stadthalle.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Der Name Wiener Sängerknaben ist eigentlich irreführend. Denn dahinter verstecken sich unter anderem vier gleichrangige Tourneechöre mit jeweils etwa zwei Dutzend Mitgliedern. Sie sind nach den Komponisten Bruckner, Haydn, Schubert und Mozart benannt. Letzterer befindet sich gerade auf Deutschlandreise und machte im voll besetzten Parkett des Großen Saals der Stadthalle Zwischenstation.

Ein abwechslungsreiches Programm a cappella und mit Klavierbegleitung hatten die jungen Sänger im Alter von neun Jahren bis zum Beginn des Stimmbruchs mit im Gepäck. Vor der Pause ging die Reise durch die Musikgeschichte von der Renaissance (Jacobus Gallus) über das Frühbarock (Heinrich Schütz), die Frühromantik (Franz Schubert), den Walzerkönig Josef Strauss bis ins 20. Jahrhundert (Benjamin Britten) und die Moderne (Balduin Sulzer). Danach wurden rein weihnachtliche Klänge angestimmt, darunter bekannte Weisen wie „Still, still, still, weil’s Kindlein schlafen will“, „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ und „Adeste fideles“.

Sicher und beweglich
in allen Tonlagen

Außerordentlich professionell präsentierten sich die 24 Knaben. Zweistimmig und doppelchörig brillierten die Sopran- und Altstimmen mit reifen, klaren Gesängen. Sehr sicher und beweglich waren sie in allen Tonlagen. Nuancierte Dynamiken und große Homogenität waren weitere Attribute, die beeindruckten.

Ohne eine merkbare Spur von Lampenfieber traten außerdem einige Sänger solistisch auf. Tragfähig und ausdrucksstark beeindruckten sie beispielsweise bei einem geistlichen Wiegenlied.

Die Sängerknaben wurden ihrem weltberühmten Ruf, über perfekt ausgebildete Stimmen zu verfügen, voll gerecht. Gerade die Weihnachtslieder von Micheal Praetorius und Max Reger gestalteten sie sehr innig. Es gab aber auch ein paar Stücke, darunter die beiden vierstimmigen von Gallus, die weniger musikalisch – einfach nur fehlerfrei einstudiert – erklangen.

Ging es um Lieder a cappella, war das Dirigat von Kapellmeister Luiz de Godoy äußerst präzise und mitatmend. Setzte er sich an den Flügel, konzentrierte er sich mehr auf ein solides Klavierspiel. Resultat waren wohl deswegen kleine sängerische Unsicherheiten etwa beim „Heute ist Christus der Herr geboren“ von Schütz.

Die Begeisterung des Publikums mündete in stehende Ovationen. Eine Zugabe stand nach mehreren Verbeugungen aber nicht zur Disposition. Was hätte man denn auch noch nach dem beseelten Vortrag von „Stille Nacht“ zum Schluss anbieten sollen?