Wupper-Chor steht für Moderne und freies Singen

Matthias Brandt ist neuer Vorsitzender von 60 Sängern.

Unterbarmen. Klatschend und schnipsend bewegen sie sich zum Gospelstück „One Day“, welches sie zusammen singen. Nach dem schnellen Lied folgt eine etwas melancholischere Nummer: „The Rose“ von der amerikanischen Sängerin Bette Midler. Bedächtig stehen die 60 Sänger des Wupper-Chores in ihrem Proberaum an der Pauluskirchstraße. Besonders Matthias Brandt (44) geht bei diesem Song mit. „Das ist mein Lieblingslied“, sagt er.

Seit Februar ist der Chemieprofessor der neue Vorsitzende des Wupper-Chores. „Am Karnevalssonntag wurde er als Nachfolger von Dieter Kuhn gewählt“, sagt Pressewartin Anja Grabowski. Eine Nachfolge, die gar nicht so leicht anzutreten ist.

Kuhn ist der Gründer des Wupper-Chores. 1992 hat er mit 22 Sängern einen Chor der etwas anderen Art ins Leben gerufen. Ein gemischtes Repertoire aus Gospel, Rock, Oldies und aktueller Musik unterscheidet die Gruppe wohl am meisten von den bestehenden Chören im Tal. „Klassik war auch mal gefragt. Aber dagegen haben sich die Sänger dann schnell entschieden“, erzählt Grabowski, die eine der Sopranstimmen übernimmt. Nun hat Kuhn nach 21 Jahren aus persönlichen Gründen das Amt des Vorsitzenden niedergelegt. „Matthias war einfach dafür der Beste“, sagt die Pressewartin. Fast schon überrumpelt wurde Brandt von dem Vorschlag seiner Mitsänger, den Posten zu übernehmen. „Ich bin erst seit September 2011 dabei, also noch ein sehr junges Mitglied.“

Für ihn war es wie Liebe auf den ersten Blick, als er den Wupper-Chor während eines Benefizkonzertes in der Pauluskirche hörte. „Ich bin am darauffolgenden Montag direkt zur Probe gegangen.“ Obwohl der 44-Jährige vorher nicht aktiv musiziert hat, sondern sich selbst als „Musikhörer“ bezeichnete, fiel der Einstieg in die Chorarbeit leicht. „Es war ,Learning by doing’.“ Überzeugt hat ihn besonders das freie, lockere Singen. „Hier wird nicht so steif gesungen, wie ich es von meinem Vater aus dem Männerchor kenne.“ Kleine Tanzeinlagen, die bunte Kostümierung der Sänger und die große Altersspanne zwischen 26 und 82 Jahren lässt den Chor sehr lebendig wirken. „Wir können momentan sogar keine Frauenstimmen mehr aufnehmen. Männerstimmen suchen wir dafür dringend.“

Mit dem jungen Vorsitzenden setzt der Chor ein Zeichen. „Es steht nun ein Generationenwechsel an“, sagt Brandt. Das heißt aber nicht, dass die Arbeit des Chorgründers nun völlig verändert wird. „Ich trete mit großem Respekt in die Fußstapfen von Dieter Kuhn. Und setzte auf Teamarbeit.“