Universitätsgalerie Das „Oktogon“ wird im September wiederbelebt

Eingestürzte Grenzmauer und Graffiti: Seit März ist die Universiätsgalerie im Pavillon am Klophauspark verwaist.

Der Pavillon am Klophauspark  von unten betrachtet.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Es ist ein spannendes und herausforderndes Gebäude mit langer, wechselhafter Geschichte. Der klassizistische Pavillon mit den acht Ecken, am Rande des Klophausparks auf einem Bergsporn oberhalb von Klophausstraße und Wolkenburg gelegen, weckt das Interesse der Fußgänger. Und doch ist das Oktogon-Bauwerk immer wieder verwaist. Aktuell und seit März – wie so vieles im Land – durch den Lockdown der Coronakrise. Aber auch normalerweise ist das Häuschen, das als Galerie der Bergischen Universität genutzt wird, nur zu bestimmten Zeiten geöffnet. Am 19./20. September soll es endlich wieder soweit sein.

Von unten betrachtet ist der Anblick des Pavillons derzeit wenig erbaulich. Eine Begrenzungsmauer ist seitlich weggebrochen, die Ziegelsteine liegen am Boden. Das Gebäude selbst mit seinen heruntergelassenen Rollläden ist rundum mit Graffiti besprüht. Kein Grund zur Sorge, heißt es aus dem Gebäudemanagement der Stadt, eine Gefährdung bestehe nicht, eine Absperrung sei nicht nötig. Die baufällige Grenzmauer werde demnächst repariert.

Interessante Dialoge
über die Kunst führen

Auch Atelierleiter Marc Kox, der sich zusammen mit der Kunstprofessorin Katja Pfeiffer (künstlerische Leitung) und der Künstlerin Charlotte Perrin um die Galerie kümmert, ist nicht beunruhigt. Als Ursache der zerstörten Mauer vermutet er einen Baum, der vor längerer Zeit darauf gestürzt und mittlerweile entfernt worden sei. Erklärt den leicht abweisenden Gesamteindruck mit der Bindung der Öffnungszeiten an einzelne konkrete Ausstellungstermine. Ihn beschäftigt mehr die Parkhanglage des Pavillons. Blätter sowie starker Regenfall können die Drainagen überfordern und damit zu Stauwasser im Gebäude führen. Ein Problem, das immer wieder auftritt und 2017, nachdem das denkmalgeschützte Bauwerk leer gestanden hatte, im Rahmen einer grundlegenden Renovierung zur Trockenlegung des Sockelgeschosses führte.

Die künstlerische Nutzung des Pavillons begann mit der Malerin Annelie Brusten. Sie entdeckte das nach dem Krieg viele Jahre vergessene Bauwerk. Unter dem Namen „Pavillon“ eröffnete sie 1983 eine Galerie für zeitgenössische Kunst. Der Beginn einer glorreichen Zeit, in der sich die neue Kunststätte über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen machte. Weil Künstler wie Thomas Rentmeister, Inge Mahn, Timm Ulrichs, Joachim Bandau, Tony Cragg und Günther Uecker hier ausstellten. 2004 beendete Brusten ihr Engagement.

Im Herbst 2017 folgte der Neustart als Universitätsgalerie. Nach gründlicher Renovierung, mit neuem Konzept und finanzieller Absicherung durch Spenden. Das Programm sieht vor, dass jedes Jahr der aktuelle Stella-Baum-Kunstpreisträger sowie vier weitere junge Künstler verschiedener Kunstakademien im Land ausstellen. Es gehe um Education, „die Sache Kunst, über die interessante Dialoge entstehen“, weniger um den Verkauf, erklärt Kox. Studierende als auch kunstinteressierte Öffentlichkeit sollen zeitgenössische Kunst unmittelbar erfahren und kontrovers diskutieren können.

Als bislang letzte gestaltete ab Dezember 2019 Rike Droescher, die an der Kunstakademie Düsseldorf und München studiert, den Pavillon. Sie zeigte ihre Objekte unter dem Titel „Security Theater“. Im März sollten Julian Behm und Jonas Habrich folgen. Die Coronakrise stoppte ihr Vorhaben unter dem Titel „Should I remain here“. Auch eine Einzelausstellung mit der aktuellen Stella-Baum-Preisträgerin Sevda Aktas stehe noch aus, erklärt Kox. Für den Neustart im September zieht die Galerie nun Sophie Hose vor, die ehedem in Wuppertal und heute an der Kunstakademie Düsseldorf studiert. Sie gibt ihrer Schau den Titel „Panorama-Park“. Die Eröffnung wird auf zwei Tage verteilt, so Kox, um den Besucherstrom zu entzerren und Abstand zu ermöglichen. Weitere organisatorische Fragen werden gerade geklärt.

Wer im Oktogon ausstellt, ist gezwungen, auf den Ort einzugehen, sagt Kox: Der sei mit seinen zum Teil abgerundeten, vielen Ecken alles andere als ein Whitecube, an dessen Wänden man einfach Bilder aufhänge. Was wohl vor allem die Kreativität der Bildhauer anspreche. Oftmals bauen sie die Natur vor der Tür in ihre Arbeit ein, spielen mit dem Innen und Außen. Auch Kox selbst, der mit Elektroinstallationen und experimentellen Aufbauten den Betrachter zu eigenen Assoziationen anregt, stellte hier aus. Er griff 2017 in seiner Schau „Thalamos“ die Idee der „camera obscura“ auf und schuf aus Fundstücken eine Installation, die die besondere Architektur des Gebäudes mit seinen zwei übereinanderliegenden Ausstellungsräumen betonte.