Wuppertal liest: Autor Lutz van Dijk im Interview
Der Schriftsteller kämpft gegen Gewalt – im literarischen wie im realen Leben. Der Autor aus Südafrika freut sich auf „Wuppertal liest“.
Herr van Dijk, Wuppertal liest Ihr Buch. Was bedeutet Ihnen das?
Lutz van Dijk: Die Idee, dass eine ganze Stadt ein bestimmtes Buch liest und diskutiert, halte ich für genial. Das macht Literatur lebendig, spannend, hoffentlich auch kontrovers und herausfordernd. Gut ist auch der Programmteil "Wuppertal schreibt". Er zeigt, dass Lesen und Schreiben nicht nur etwas für den Schulunterricht ist, sondern uns stärker machen kann im Leben.
Inwiefern hat Sie das Schreiben stärker gemacht?
Van Dijk: Ich war als Schüler nicht besonders gut im Aufsatzschreiben. Als ich mit 18 Jahren allein in den USA war und noch nicht so gut Englisch konnte, habe ich begonnen, Erlebnisse aufzuschreiben, die ich sonst vielleicht meinen Freunden erzählt hätte - zuweilen auch über Probleme, für die ich eine Lösung suchte. Nach dem Aufschreiben ging es mir immer besser, manchmal war mir auch die Lösung eines Problems klar geworden. So etwas kann Lesen und Schreiben auch!
Welche Idee steckt hinter "Romeo und Jabulile"?
Van Dijk: Mein neuer Roman erzählt die klassische Geschichte von Romeo und Julia vor dem Hintergrund eines Township, einer der vielen südafrikanischen Armensiedlungen am Rande großer Städte. Die Liebe von Romeo, der aus Simbabwe geflüchtet ist, und seiner Jabulile, die aus einer südafrikanischen Familie kommt, erscheint von Anfang an unmöglich. Und doch ist Liebe stärker als alle Gewalt - daran glaube ich auch persönlich. Fremdenhass und Mord geschehen immer wieder - und wie das Buch zeigt, nicht nur zwischen Weiß und Schwarz. Aber wir können lernen, Kraft dagegen aufzubauen - immer wieder. Egal, ob in Deutschland oder Südafrika, ob in Wuppertal oder im Township Masiphumelele.
Im Kampf gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit engagieren Sie sich nicht nur als Autor, sondern schlagen eine Brücke zwischen der literarischen und der realen Welt. Wann haben Sie überhaupt noch Zeit zum Schreiben?
Van Dijk: Als einer der Gründungsdirektoren des Hokisa Kinderhauses im Township, das sich um Kinder und Jugendliche kümmert, die mit Aids leben oder deren Eltern an der Krankheit gestorben sind, gibt es nicht wirklich feste Arbeitszeiten fürs Schreiben. Am besten ist es spät nachts oder sehr früh am Morgen, wenn noch alle schlafen und kein Telefon klingelt.
Welche Erwartungen haben Sie an "Wuppertal liest"?
Van Dijk: Ich habe nur gute Erinnerungen an Wuppertal. Vor zwei Jahren war ich zu Schullesungen dort und traf auf engagierte junge Leute, Eltern und Lehrer. Ich muss jedoch zugeben, dass ich damals nicht viel von der Stadt sah und mir fest vorgenommen habe, diesmal mehr als nurdie weltberühmte Schwebebahn zu bewundern. So hoffe ich auch, Kontakt zu Afrikanern in Wuppertal zu bekommen. Vielleicht kommen einige ja zu den Veranstaltungen.