Mario: Ein Holzkopf mit Gefühl
Müllers Marionettentheater bringt eine Novelle auf die Bühne.
Wuppertal. Mario hat zwar einen Holzkopf, aber durchaus Gefühle, Wünsche und Sehnsüchte - zumindest, wenn so erfahrene Puppenspieler wie Ursula und Günther Weißenborn von Müllers Marionettentheater die Fäden führen und die Holzfigur zum Leben erwecken.
In bewährter Manier wechseln die Weißenborns zwischen Holz-Marionetten, Silhouetten-Figuren und selbst entworfenen Fantasie-Gebilden beim Spiel der Novelle "Mario" von Sergej Georgiev, die Günther Weißenborn aus dem Russischen übersetzte. Der Wuppertaler Komponist Lutz Werner Hesse schrieb die Musik dazu.
Ein gut aufgelegtes, siebenköpfiges Kammerorchester der Wuppertaler Sinfoniker und der exzellente Bariton Thomas Laske setzten sie bei der Uraufführung am Samstag im Kleinen Schauspielhaus unter der Leitung von Oliver Stapel in Klänge um.
Hesse schreibt durchaus passend am Programm der Geschichte entlang: Die Figur des großen Sängers - als reisender Vagabund mit riesigem, sich bewegendem Mund charakterisiert - erhält eine große "Arie".
Als Mario, den der Sänger beeindruckt, sein Stimmchen erhebt, probiert er textlose Tonleitern. Laskes wandelbare Stimme trägt die Aufführung in ihren wesentlichen Parts. Den tanzenden Derwisch kennzeichnet wild-rhythmische und sanft-orientalische Musik. Dass er seinen Weg suchen muss und dass Gesang die Welt verändern kann, erfährt Mario: Kalte Eislandschaften beschwört er oder wildes Großstadt-Getöse mit schrappendem Guiro-Holz, Hupen und schriller Trillerpfeife.
Bis Mario ein Sänger wird, ist er aber auch einsam und hilflos, was Streicher- und Bläser-Schleifer in kurzen Phrasen andeuten und traurige russische Weisen begleiten. Seinen Kampf mit dem Kopf-Ungeheuer aus wehenden Tüchern begleiten unheimliche Glissandi, bis Mario singt: "Die Welt ist wunderbar" und "Hör auf des Herzens Stimme". "Welch ein Augenblick" intoniert Laske mit vollem Bühnen-Volumen, als Mario schließlich beseelt und ohne Angst seine Stimme erklingen lässt: Ein kleiner Junge beobachtet ihn fasziniert dabei - alles wird sich wiederholen.
Dass die Umsetzung der im Programmheft abgedruckten Novelle eher bruchstück- und schablonenhaft geschehen kann, liegt in der Natur des Figurenspiels. Dennoch ist es ohne ihre Kenntnis schwierig, die Handlung durch das Spiel zu erfahren. Die 50-minütige Produtkion (keine Pause) ist wieder am 4.und 5. Mai, jeweils 20 Uhr, zu sehen. Karten: Ruf 5694444.