Wuppertaler Bühnen: Der Umzug eines Eisbergs
Wenn ein Opernhaus umzieht, profitieren nicht nur die Mitarbeitern, sondern auch der Stadtteil.
Wuppertal. Ein Theaterbetrieb besteht nicht nur aus den Schauspielern und einem Regisseur, das ist jedem Besucher klar. Ein solcher Betrieb ist aber auch kein Ensemble, das einen Rattenschwanz an Helfern mit sich zieht. Vielmehr gleicht er einem Eisberg: Nur zehn Prozent der Masse sind auf den ersten Blick zu sehen. Deutlich wird dies zurzeit beim Umzug diverser Abteilungen aus dem gesamten Stadtgebiet ins renovierte Opernhaus.
Die Schneider packen ihre Kartons in der Bembergstraße, die Mitarbeiter des Kostümlagers schwitzen in Vohwinkel und die Chorsänger suchen in Unterbarmen alle Noten zusammen. Doch der Aufwand soll sich lohnen: Mussten die etwa 200 Angestellten der Wuppertaler Bühnen bisher ständig zwischen ihrem Hauptsitz und dem Schauspielhaus pendeln, sind zumindest 180 von ihnen nun in einem Haus. Nur die 20 Schreiner, Schlosser und Dekorateure der Werkstätten bleiben weiter an der Uellendahler Straße ansässig.
Am Beispiel der Kostüme wird deutlich, wie kompliziert die Logistik in den vergangenen Jahren war: Aus dem Lager in Vohwinkel wurden die für die nächste Aufführung benötigten Kleider zunächst zur Schneiderei an der Bembergstraße transportiert. Dort fanden dann die ersten Anproben statt. Mit einem eigens für diesen Zweck gekauften Kleintransporter wurden die Kleider dann ins gegenüberliegende Schauspielhaus gefahren. Für jede kleine Änderung musste wieder der Transporter angefordert werden, denn die wertvollen Kostüme "mal eben" per Hand über die Straße zu tragen, ging nicht. Die Gefahr war schlicht zu groß, dass den Kunstwerken etwas zustoßen könnte.
Neben dem logistischen Vorteil sieht Oliver Tettenborn auch einen sozialen. Der Marketingleiter der Wuppertaler Bühnen saß nicht immer gerne im Büro am alten Sitz der Verwaltung des Theaters: "Wir fühlten uns dort manchmal wie in einer Behörde. Jetzt merkt man täglich, dass wir in einem Theater arbeiten." Dafür sorgt auch die neue gemeinsame Kantine. "Jetzt begegnen sich Requisiteur und Schauspieler auch mal, wie in einem echten Theaterbetrieb eben", sagt Tettenborn.
Er sieht mit dem Umzug ins Opernhaus auch eine Chance für den Stadtteil Barmen. Nach dem Umbau ist das Haus direkt an den naheliegenden Engelsgarten angeschlossen, der dadurch wieder belebt werden soll. Auch der neue Vorplatz des Opernhauses, der im Sommer auch für Außengastronomie genutzt werden wird, soll zusätzlich Menschen in das Opernumfeld locken.