Kultur Die Entstigmatisierung der Hysterie

Vom 26. bis 28. März zeigen die Künstlerinnen Werke zum Thema Hysterie.

Ava Weis und Lisa Jureczko (v.l.) stecken hinter   Hysteria. 

Foto: Brauer/BRAUER

„Du bist ja hysterisch!“ ist ein gängiger Ausruf und gemeint ist damit zumeist ein neurotisches Verhalten, das Aufmerksamkeit sucht. In der Ausstellung „Hysteria“ versteht man darunter eher einen berechtigten Aufschrei. Vom 26. bis 28. März zeigen die Künstlerinnen Ava Weis und Lisa Jureczko Werke unterschiedlicher Künstler zu diesem Thema. Wurde im 19. Jahrhundert die Hysterie noch als Frauenkrankheit mit grausamen Methoden behandelt, werden heute auch berechtigte Demonstrationen und Aufstände damit in Verbindung gebracht. Wann ist es also gerechtfertigt, „hysterisch“ zu sein? Ziel der Ausstellung ist es, sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen und eine feministische und anti-rassistische Perspektiven einzunehmen. Dabei sollen historische sowie aktuelle Ereignisse berücksichtigt werden.

Im Rahmen ihres Projekts 12/21 präsentiert Ava Weis mit „Hysteria“ nun die dritte von zwölf geplanten Ausstellungen. 12/21 ist ein ganzjähriges spartenübergreifendes Kunstprojekt der Künstlerin in Zusammenarbeit mit 21 Kunstschaffenden aus Wuppertal und Umgebung. Die zwölf Einzelprojekte sollen 2022 in ein Gesamtkunstwerk münden. „Hysteria” soll sowohl analog als auch digital (1221-project.com) stattfinden. Wenn es der Inzidenzwert zulässt, beginnt die Vernissage am Freitag, 26. März, um 19 Uhr im „kollektiv drei“, einem Studio und Ausstellungsraum in Wuppertal-Unterbarmen, Völklinger Platz 3. Zeitfenster für den Besuch sollen ab dem 24.3. auf Instagram zu buchen sein.

Ava Weis ist eine Wuppertaler Künstlerin, Fotografin und Poetin. Sie studierte Philosophie und Islamwissenschaften und arbeitet als Dozentin für Jugendprojekte. Mit ihrer Kunst ist sie stets auf der Suche nach neuen Ausdrucksweisen und dem eigenen Selbst. Die freiberufliche Fotografin und Autorin Lisa Jureczko wurde in Düsseldorf geboren. Sie studierte Kunstgeschichte und Archäologie und ist in der Modefotografie tätig. Beide Künstlerinnen sind Mitglieder des intersektional-feministischen YAYA-Netzwerks, das kunst- und kulturschaffende Geschlechterminderheiten unterstützt. Mit der Arbeit am Begriff der Hysterie wollen sie auf die Stigmatisierung der Frau sowie auch unterschiedlicher Randgruppen aufmerksam machen und diese durchbrechen.

Vor zwei Monaten schickten die beiden einen Aufruf in die Welt, um andere Künstler für ihr Projekt zu begeistern. Das Resultat sei überwältigend gewesen. „Das E-Mail-Konto quoll über“, erzählt Weis und die Auswahl sei ihnen nicht leichtgefallen. Letztendlich schickten 17 Künstler jeder Kunstrichtung ihre Werke ein und werden bei „Hysteria“ zu sehen sein. Die eigenen Werke zum Thema haben die beiden Künstlerinnen jedoch noch nicht fertig. Ihre Idee sei, sich mit den eigenen Fotos gegenseitig zu zitieren. „Da bleibe ich mir treu und entscheide das ganz spontan“, lacht Ava Weis. Zurzeit arbeite sie bereits an zwei weiteren Projekten. „Ich mag es, dass die Kunst sich immer neu entwickelt.“