Sinfonieorchester Wuppertaler Sinfoniker geben Kammerkonzert mit Spielwitz
Sechs Musiker des Sinfonieorchesters spielten Werke von Mozart und Schubert.
Streichquintette kommen im Konzertalltag nicht oft vor. Das liegt daran, dass es keine über Jahre homogen gewachsene Ensembles für dieses Genre gibt. Wenn, dann sind es in der Regel gestandene Streichquartett-Formationen, die dafür einen zusätzlichen Instrumentalisten hinzuziehen, der zu ihnen passt. Und die Suche danach dauert manchmal einige Zeit. Eine seltene Gelegenheit gab es nun im gut besuchten Mendelssohn Saal der Stadthalle, als sechs Musiker des Sinfonieorchesters Wuppertal (zwei Cellistinnen im Wechsel) zwei bedeutende Werke dieser Gattung beim dritten städtischen Kammermusikabend präsentierten.
Streichquintett von bedeutenden und weniger bekannten Komponisten gibt es genug in der Musikliteratur seit der Klassik. Die Besetzung variiert. Geläufig ist die mit je zwei Geigen und Bratschen sowie einem Cello. Etliche Werke gibt es aber auch mit je zwei Geigen und Celli sowie einer Bratsche. Ludwig van Beethoven, Louis Spohr, Felix Mendelssohn Bartholdy, Anton Bruckner, Felix Draeseke, Johannes Brahms oder Heinrich Kaminski sind berühmte Vertreter dafür. Seltener sind Varianten. Antonín Dvořák schrieb eins für zwei Geigen, Bratsche, Cello und Kontrabass. Oder Morton Feldman komponierte ein Stück für Geige und Streichquartett.
Auch Franz Schubert widmete
sich dem Streichquartett
Wolfgang Amadeus Mozart schrieb sieben für zwei Bratschen. Eins davon, das in C-Dur (KV 515), stand auf dem Programm. Auch Franz Schubert widmete sich dem Streichquintett. Zwei Monate vor seinem Tod entstand sein ebenfalls an diesem Abend aufgeführtes einziges Quintett, auch in C-Dur (D 956), aber im Gegensatz zu Mozart für zwei Celli. Es ist das wohl Bekannteste dieser Art. Außerdem schrieb er noch eine Quintett-Ouvertüre in c-Moll für zwei Bratschen.
Kein Problem hatte Mozart, Mittelstimmen solistisch zu behandeln. Im vorliegenden Fall übernimmt im Andante die erste Bratsche eine große Rolle, indem sie solistisch mit der ersten Geige ein Zwiegespräch führt. Das gelang Bratscher Jens Brockmann und Primarius (erster Geiger) Liviu Neagu-Gruber ausgezeichnet. Auch das Geige-Cello-Duett im Eingangssatz spielten Neagu-Gruber und Cellistin Karin Nijssen-Neumeister vorzüglich. Die anderen Stimmen intonierten Geiger Axel Heß und Bratscher Matthias Neumann mit einer klangvollen Tongebung. So kam dieses viersätzige Werk nuanciert und spannungsvoll von der Bühne.
Sinfoniker brachten das gewaltige Opus sicher zur Geltung
Schuberts gewaltiges Opus mit einer Dauer von rund 50 Minuten hat es in sich. Allein der Kopfsatz nimmt ungefähr 20 Minuten in Anspruch. Auch die drei anderen Abschnitte sind ausgedehnt. Sein ausgereifter Instrumentalstil kommt hier voll zur Geltung wie sinfonische Form, Klangfarbenreichtum oder dramatische Kontraste. Gebundene (legato), abgetrennte (staccato) und akzentuierte (sforzato) Noten wie rhythmische Impulse werden kombiniert. Groß ist der dynamische Umfang von ganz leise bis sehr laut, oder mit den Tonarten wird gespielt. Diese und noch mehr Techniken dienen dazu, schöne wie dunkle Welten musikalisch darzustellen.
Mit Hyeonwoo Park als zweite Cellistin statt Neumann erklang dieser kammermusikalische Schwanengesang sehr intensiv und dicht. Die extrem großen Spannungsbögen wurden mit einem langen Atem packend gestaltet.
Kleine Ungenauigkeiten kamen bei Mozart und Schubert zwar vor. Auch an der Homogenität mangelte es an wenigen Stellen. Das ist jedoch verständlicherweise der Tatsache geschuldet, dass diese beiden Formationen nicht kontinuierlich zusammenspielen. Dagegen überwogen sicht- und hörbar große Musizierfreude und Spielwitz, die in ihren Bann schlugen.
So brandete, nachdem der letzte Ton verklungen war, enthusiastischer Beifall auf. Keinen Zuhörer hielt es mehr auf seinem Stuhl.