Wuppertalerin experimentiert in Venedig bei der Biennale

Die Grafikdesignerin Birgit Pardun war eine Woche lang mit einer Gruppe bei der Biennale dabei.

Foto: Pardun

Wuppertal. Jede Menge Kunst, spannende Experimente, Sommerwetter: „Ich bin ganz angefüllt mit wunderbaren Eindrücken“, sagt die Grafikdesignerin Birgit Pardun, die auch als Heidemarie in der Barmer Küchenoper auftritt. Sie verbrachte gerade eine Woche mit der Theaterpädagogin Sandra Anklam und der Kunstpädagogin Brigitte Dietze in Venedig - beide sind für die Akademie der kulturellen Bildung in Remscheid tätig.

Auf der Biennale experimentierte nun eine Gruppe von 14 Interessenten mit der „künstlerischen Kunstvermittlung“. „Es geht darum, in der Vermittlung einen anderen Zugang, nämlich über das eigene Erleben, das eigene künstlerische Tun, zu den Kunstwerken zu ermöglichen“, erklärt Birgit Pardun.

Also stellten die beiden Leiterinnen ihrer Gruppe jeden Tag neue Aufgaben: So sollten sie beispielsweise „Elfchen“ - also kleine Gedichte aus elf Wörtern - zu den Kunstwerken schreiben. Oder sie sollten ein Kunstwerk, das sie besonders „angeschossen“ hat, in drei Minuten für andere erlebbar machen. Dabei ging es weniger um die Vermittlung von Wissen, sondern darum, einen neuen Zugang zu ermöglichen: Über das Übersetzen des eigenen Verstehens und Erlebens in eine andere Disziplin, eine andere Sprache durch Zeichnen, Malen, Schreiben oder Wahrnehmungsübungen.

Auch die Elberfelderin erhielt durch die Vermittlung ihrer Kollegen ganz neue Eindrücke: „Das war sehr interessant, weil die Menschen ein sehr unterschiedliches Rezeptionsverhalten haben.“ Ein Werk, mit dem sie wenig anfangen konnte, wählte ein Kollege als seinen Favoriten. Nach seiner Aktion dazu bekam auch Birgit Pardun einen ganz anderen Zugang dazu.

Besonders viel Aufsehen erregte am letzten Tag die Performance „White Dinner“. Von einem Wirt lieh sich die Gruppe Tische und Stühle aus und stellte sie in einem Park nahe des Ausstellungsgeländes auf. Alle Mitglieder der Gruppe hatten sich weiß gekleidet, einige trugen weiße Hüte. Dann dinierten sie gemeinsam. Jeweils drei bis vier Personen aus der Gruppe waren nicht nur für einen Gang des Essens zuständig, sondern sollten auch das Erlebte künstlerisch darstellen. So sahen Passanten also weiß gekleidete Menschen, die plötzlich alle in gleicher Bewegung in eine Richtung liefen oder als Hochzeitspaare flanierten. „Manche waren irritiert, andere fasziniert. Einmal gesellte sich sogar ein Mann dazu in einer Verkleidung, die mich an einen der vier Musketiere erinnerte.“

Vier Tage lang durchstreifte die Gruppe das riesige Biennale-Areal und lief dabei bis zu 20 Kilometern am Tag. „Die beiden Leiterinnen haben das hervorragend vorbereitet, es war total spannend“, lobt Birgit Pardun. Die Teilnehmer der Aktion kamen aus ganz Deutschland. Abends ließen sie hin und wieder den Tag bei wunderschönem Abendlicht am Lido, dem Strand von Venedig, ausklingen, badeten, diskutierten und tanzten am Strand.