Zimerman verschenkt Beethoven

Der polnische Virtuose spielte Sonaten des großen Komponisten. Dafür gab es in der Stadthalle Beifall und „Bravo“-Rufe.

Foto: KFR/Mark Wohlrab

Wuppertal. Das Markenzeichen ist der vor der Stadthalle geparkte rote Flügel, wenn das Klavierfestival Ruhr wieder in Wuppertal gastiert. Krystian Zimerman eröffnet auf seinem Steinway-Flügel den „Beethoven-Gipfel“. Damit sind sowohl die drei letzten Sonaten des Komponisten gemeint — als auch deren Interpretation durch drei namhafte Pianisten.

Um es vorweg zu sagen: Zimermans Sicht auf die Sonaten Nr. 30 in E-Dur, Nr. 31 in As-Dur und Nr. 32 in c-Moll — Zeugnisse des Abschieds und Wegweiser in die musikalische Zukunft — ist umwerfend einzigartig. Ohne pianistische Allüren ist er und ganz bei sich. Der 57-Jährige mit schlohweißem Haar und Bart scheint mit der Musik zu verschmelzen. Themen stellt er schlicht vor, lässt inniges Gefühl Musik werden.

Die As-Dur-Sonate etwa erreicht die Zuhörer auf betörende Weise. Wie ein Dankgebet gestaltet Zimerman sie, in die der von schwerer Krankheit genesene Beethoven Trauer und deren Überwindung legte. Das stampfende f-Moll-Scherzo spielt Zimerman mit deutlichen Zäsuren, die die schlagkräftige Rhythmik schärfen. Der letzte Satz mischt Grüblerisches und streng Fugales, das sich klanggewaltig entfaltet.

Die c-Moll-Sonate gilt als die Krönung des Sonatenwerks. Der Komponist schrieb sie, als er bereits vollständig ertaubt war. Wie Krystian Zimerman die Einfachheit der Melodieführung herausstellt, die Bedeutungstiefe auslotet und die Struktur klar verfolgt — das ist pianistische Meisterleistung. Stürmisch kommt das Allegro mit Urgewalt daher, während die wunderbare Melodie der Arietta Variationen durchläuft und am Ende wie ein Hauch entschwebt.

Kein Wunder, dass der mit stehenden Ovationen und Bravo-Rufen bedachte Pianist, der als tiefgründig und selbstkritisch gilt, in diesem Jahr den Preis des Klavier-Festivals Ruhr durch den Intendanten Franz Xaver Ohnesorg für sein Lebenswerk bekam.

„Dieser Abend war ein ganz besonderes Geschenk“, sagte Ohnesorg, der dem Pianisten eine Stahl-Plastik in Form einer großen Stimmgabel überreichte. Zimerman darf nun ein Stipendium an einen jungen Pianisten vergeben, der im kommenden Jahr beim Klavierfestival debütieren wird.