Zwei Kurtisanen leiden auf der Bühne
Warum das Taltontheater die „Kameliendame“ mit „La Traviata“ mischt.
Zum zehnjährigen Bestehen nimmt das Taltontheater seine aufwändige Inszenierung der Schauspiel-Oper „Kameliendame/La Traviata“ als Höhepunkt der Jubiläumssaison wieder ins Programm. Heute ist Premiere in der Wiesenstraße 118. Wir fragen Regisseur Jens Kalkhorst nach der Inszenierung.
Herr Kalkhorst, warum mischen Sie Schauspiel und Oper?
Jens Kalkhorst: Wenn man das Stück von Alexandre Dumas liest, fängt man unwillkürlich an zu lachen — schließlich gilt es als erstes Rührstück der Theatergeschichte. Im Grunde ist die gescheiterte Liebe von Marguerite und Armand aber eine unsagbar traurige Liebesgeschichte. Nur: Wie bringe ich die auf die Bühne, ohne dass daraus eine Lachnummer wird?
Und das leistet die Musik?
Kalkhorst: Aus dem Schauspiel haben wir das Überbordende herausgestrichen, damit die Leidenschaft und das Leiden der Kurtisane als Kerngeschichte heraustritt. Die Oper wird so zum emotionalen Kommentar.
Wie funktioniert das praktisch?
Kalkhorst: Wir stellen einen Spiegelrahmen auf die Bühne, in der Marguerite aus dem Stück die Violetta aus der Oper erblickt.
Wer singt noch?
Kalkhorst: Ich - ich übernehme den Part des Vaters. Ich habe über Jahre eine Gesangsausbildung genossen. Das gibt mir jetzt die Gelegenheit, der Sopranistin zu assistieren.