Kundgebung gegen Antisemitismus Für Frieden und Völkerverständigung

Barmen · Vor dem Barmer Rathaus in Wuppertal gab es eine Kundgebung gegen Antisemitismus und für Völkerverständigung.

Die Kundgebung auf dem Johannes-Rau-Platz vor dem Barmer Rathaus, ein Plakat zeigt das Motto.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Am Freitag veranstalteten die Solidargemeinschaft Wuppertal und die Jüdische Kultusgemeinde Wuppertal unter dem Motto „Für Frieden, Völkerverständigung, jüdisches Leben in Wuppertal und gegen Antisemitismus“ eine Kundgebung. Etwa 150 bis 200 Personen versammelten sich auf dem Johannes-Rau-Platz vor dem Barmer Rathaus, an dessen Balkon ein Transparent den Titel der Veranstaltung zeigte.

Redner bei der Kundgebung waren neben Werner Kleine, Sprecher der Solidargemeinschaft, auch Oberbürgermeister Uwe Schneidewind, Ulrike Schrader, Leiterin der Gedenkstätte Alte Synagoge, Leonid Goldberg, der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde sowie der Wuppertaler SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh.

Infolge des Konfliktes im Nahen Osten war es in den vergangenen Wochen in vielen deutschen Städten zu antiisraelischen Demonstrationen und in einigen Fällen auch zu Angriffen auf Synagogen gekommen. Dies bildet den Hintergrund der Kundgebung. „Es geht nicht, dass sich Juden hier in Deutschland nicht erkennbar auf die Straße trauen, zum Beispiel durch das Tragen der Kippa“, sagte Werner Kleine, im Vorfeld der Veranstaltung. Kleine, der neben der Moderation auch die Eröffnungsrede übernahm, berichtete eingangs davon, dass er bei einer Demonstration in Wuppertal vor einigen Wochen antisemitische Plakate gesehen habe. Es müsse möglich sein, sich frei zu seinem Glauben zu bekennen, so Kleine. Die Solidargemeinschaft stehe gegen jede Form von Antisemitismus und für Friede und Völkerverständigung.

Solidarität gegen jede Form von Antisemitismus

Wichtig seien Orte der Verständigung, so Oberbürgermeister Schneidewind. „Wuppertal war und muss ein solcher Ort sein.“ Schneidewind spricht von der Vision eines diskriminierungsfreien Wuppertals, die zum Kompass für die Politik der Stadt werden solle. Die Kundgebung nennt er ein kraftvolles Signal.

Der Staat Israel sei die einzige Demokratie im Nahen Osten und werde von einer Terrororganisation permanent beschossen, sagt Ulrike Schrader. Hass auf Israel sei Hass auf das Judentum, es sei purer Antisemitismus, so die Leiterin der Gedenkstätte Alte Synagoge. Antisemitismus sei unabhängig von der Politik Israels. Er sei keine Politik und keine Meinung, so Schrader, die ihre Rede mit einem Appell beschließt: „Öffnen wir unsere Herzen für alle Menschen, die in Frieden und Freiheit leben wollen.“

„Als Nicht-Betroffene neigen wir dazu, über unsere eigenen Befindlichkeiten zu sprechen“, sagt Helge Lindh und meint damit die Beschäftigung mit dem Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft.  Lindh fragt: „Wie überwinden wir diesen Zustand?“ Er empfiehlt eine nüchterne Bestandsaufnahme und sagt, man müsse nicht nur den Antisemitismus aus dem politisch rechten Spektrum adressieren, sondern auch den auf den Staat Israel bezogenen. „Kein Antisemitismus muss der Grund unseres Handelns sein“, so Lindh. Ferner solle alles dafür getan werden, die Instrumentalisierung der Shoa, des nationalsozialistischen Völkermordes an den Juden, zu überwinden. Lindh erwähnt als aktuelles Beispiel in diesem Zusammenhang die auf Querdenker-Demos zu beobachtenden „Ungeimpft“-Sterne.

„Was ist Frieden? Mit wem wollen wir Frieden schließen?“, fragt Leonid Goldberg. Nicht mit Terroristen und Mördern, die Raketen schießen, so Goldberg. Die jüdische Gemeinde werde 24 Stunden am Tag von der Polizei beschützt, erzählt Goldberg und fragt: „Wo leben wir? Welche Zeiten sind das?“ Er dankt allen Anwesenden für ihre Solidarität, hätte sich jedoch mehr Teilnehmer gewünscht. „Es hätten mehr sein können, aber es ist ein Anfang und den bauen wir aus“, so Kleine bezugnehmend darauf am Ende der Veranstaltung. Die Solidargemeinschaft wolle der bürgerlichen Mitte eine laute Stimme geben.