WUppertal Kunst-Kiosk als kreative Bühne

Roland Brus ist neuer Kurator der Wichlinghauser Institution. Er sprüht vor Ideen, um den Raum neu zu beleben.

Foto: Anna Schwartz

Wichlinghausen. Heine-Kunst-Kiosk steht noch in dicken schwarzen Lettern über der Eingangstür, doch hinter den Schaufenstern gähnt Leere. Die Kunst ist ausverkauft, seit sich die Initiatoren Boris Meißner und Barbara Held sich Ende Februar aus dem Projekt zurückgezogen haben. Der Raum soll sich jedoch schon bald wieder mit kreativer Kraft füllen.

Roland Brus sprüht als neuer Kurator geradezu vor Inspiration. „Die Menschen sollen sich fragen, was das für ein Ort ist. Die Kunst soll sie in Staunen versetzen und das Viertel kreativ beleben.“ Er möchte den kleinen Pavillon im Schatten der Nordbahntrasse als Bühne für alle künstlerischen Ausdrucksformen nutzen, deren Grenzen sich im Miteinander auflösen.

„Eines der ersten Projekte soll eine Haltestelle sein. Wenn der Bus an der Ampel stoppt und die Leute für fünf Sekunden herüber schauen, sollen sie sehen, dass hier etwas passiert.“ Irritierend in den Alltag einzugreifen und die Menschen für einen Moment zu verstören oder zu verzaubern, hat sich der 51-Jährige zum Ziel gesetzt. Er möchte die Kunst auf die Straße bringen und die Straße in den Kunstraum holen.

Tanz und Theater auf dem Asphalt, Projektionen von Texten der Bürger in Leuchtschrift hinter dem Schaufenster, Audiosequenzen, die Passanten dazu bewegen, für einige Sekunden stehen zu bleiben und zu lauschen, sind nur einige Elemente aus dem Konzept von Roland Brus. Für den Regisseur und bildenden Künstler ist es auch eine Rückkehr zu den eigenen Wurzeln. „Direkt gegenüber bin ich zur Schule gegangen. Dann bin ich weggegangen und wieder zurückgekehrt, um etwas mitzubringen.“ Ihn reizt, die Kunst dorthin zu bringen, wo es keine Gewohnheiten zu ihrem Genuss gibt, wo sie sich bewähren muss. Sie soll ganz im Sinne des Kiosk-Gedankens ein Grundnahrungsmittel sein, dass jeder im Vorbeigehen mitnehmen kann.

Dieses Konzept hat auch Frank Ifang überzeugt. Als Kulturmanager in Wichlinghausen hat er sich darum bemüht, das Stück Kunst im Stadtteil zu erhalten. „Als Wichlinghauser und Künstler liegt mir dieses Kleinod am Herzen.“ Die Initiatoren hatten ihn zunächst gefragt, ob er ihr Projekt weiterführen könne. „Doch ich bin schon in so vielen Initiativen engagiert, dass ich lieber jemand anderen dafür finden wollte.

Nach der Berichterstattung in der WZ gingen zahlreiche Bewerbungen bei ihm ein. „Darunter auch so skurrile Vorschläge wie eine Erlebnispizzeria oder die längste Theke Wuppertals“, berichtet Frank Ifang. Ihn begeistert, dass Roland Brus aus vielen Bausteinen eine Plattform schaffen will. „Die Vielfalt und Dynamik seiner Ideen hat mich überzeugt. Er möchte die Kunst als universelle Sprache einsetzen, um die Menschen zu erreichen.“

Die Bewohner des Stadtteils sollen selbst Teil der Ausstellungen und Aufführungen werden. „Sie sollen ihre Ideen in die Kunstwelt einbringen, damit sie nicht an den Leuten vorbeizieht“, betont Roland Brus. Schulprojekte und Proben für Jedermann sind ebenso geplant, wie interkulturelle Begegnung. „Es gibt hier so viele Nationen, die alle voneinander lernen können“, sagt der 51-Jährige. Er hat bereits Erfahrung mit ähnlichen Projekten in der Oase und der Färberei. „Roland Brus ist in Wuppertal bekannt. Er hat eine außergewöhnliche Ausstrahlung und geht auf die Menschen zu. Das war für mich ebenfalls ausschlaggebend.“

Für den neuen Kurator ist der Kiosk ein spannender architektonischer Körper, der an einer Schnittstelle liegt und daher für die Kollision von Kunst und Wirklichkeit geradezu ideal ist. Er möchte ihn zu einem kreativen Erfahrungsort ausbauen. „Wir möchten die Welt hereinholen und Inspiration aussenden.“ Ob der Name über der Tür bleibt, lässt Roland Brus vorerst offen, die Schaufenster möchte er jedoch schon bald in eine Bühne verwandeln.