Wuppertal Lächeln statt Handschlag und Briefe statt Besuche
Wuppertal · Die Ausbreitung des Coronavirus soll eingedämmt werden. Die WZ hat sich erkundigt, was in öffentlichen Einrichtungen dafür getan wird.
Dass sich alle oft und gründlich die Hände waschen sollen, ist inzwischen überall angekommen. Welche Maßnahmen darüber hinaus getroffen werden, ist unterschiedlich.
Im Amts- und Landgericht herrscht noch normaler Betrieb. „Wir stehen zu dem Thema aber im engen Kontakt mit dem Oberlandesgericht und dem Justizministerium“, betont Sprecher Johannes Pinnel. Die Hygiene-Empfehlungen des Robert Koch Instituts seien überall kommuniziert. „Wir versuchen, möglichst wenig Nahkontakt zu haben“, so Pinnel. Viele verzichteten auf den Handschlag. Schon immer gebe es auf den Toiletten Desinfektionsmittel. „Jetzt wird verstärkt darauf geachtet, dass diese auch gefüllt sind.“
Im besonders betroffenen Kreis Heinsberg waren Gerichte für ein paar Tage geschlossen. Dass Gerichte grundsätzlich schließen, sei bisher nicht vorgesehen, sagt Ralf Herrenbrück, Sprecher des NRW-Justizministeriums. Werde ein Gerichtsangehöriger positiv getestet, entscheide das Gericht mit dem zuständigen Gesundheitsamt über das weitere Vorgehen.
Bei der Stadt haben sich nach Angaben von Stadtsprecherin Ulrike Schmidt-Keßler viele Mitarbeiter den Hinweis ausgedruckt, dass sie Besucher nicht mehr per Handschlag, sondern mit einem Lächeln begrüßen. „Viele haben das neben ihre Tür geklebt“, berichtet sie. Anleitungen zum Händewaschen gebe es schon länger auf den Toiletten.
Besondere Gedanken hat sich Sozialamtsleiter Michael Lehnen über das ehemalige Versorgungsamt am Haspel gemacht. Dort werden Schwerbehindertenausweise ausgestellt, Grundsicherung und Sozialhilfe bearbeitet. Dafür kommen vor allem Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen ins Haus, die durch das Coronavirus besonders gefährdet sind – mehr als 100 pro Tag. Dass dort Türklinken regelmäßig desinfiziert werden, sei selbstverständlich, so Lehnen. Aber Besucher müssten bisher in engen Fluren warten, das macht ihm Sorgen. „Wir wollen sehen, dass die Menschen nicht mehr zu uns kommen müssen“, sagt er. Auf Plakaten werden Besucher aufgefordert, ihre Unterlagen schriftlich einzureichen, Umschläge dafür sollen ausgelegt, ein spezieller Einwurf installiert werden. Bei Fragen helfe das Servicecenter der Stadt telefonisch.
Wie in den weiteren Bereichen mit Publikumsverkehr wie Einwohnermeldeamt, Straßenverkehrsamt, Sporthallen und Bibliotheken künftig mit der Situation umgegangen wird, darüber finden derzeit intensive Beratungen statt, berichtet Ordnungsdezernent Matthias Nocke. Neuigkeiten dazu werde es in Kürze geben.
Die Stadtwerke wollen ihre Busfahrer besser schützen und fordern Kunden auf, Tickets am Automaten oder online zu kaufen. Fahrgäste sollen ab sofort die hintere Tür nutzen, die vordere bleibt verschlossen. Immerhin nutzen 180 000 Menschen täglich Busse in Wuppertal. Zudem wurden die Reinigungsintervalle erhöht.
In den katholischen Kirchen gibt es schon länger kein Wasser in den Weihwasserbecken. Auf den Friedensgruß, bei dem sich Gottesdienstbesucher die Hand reichen, werde ebenfalls verzichtet, sagt Dekanatssprecher Eduard Urssu. Priester und Helfer am Altar sind aufgefordert, auf besondere Handhygiene zu achten.
Nach Angaben von Urssu sollen die Messen am Sonntag stattfinden (Stand Freitag, 15 Uhr). Nur die Gottesdienste in den Krankenhäusern St. Petrus und St. Josef fallen aus, die Frühmesse am Samstag in St. Josef wird in die Laurentiuskirche verlegt. Damit sollen die Patienten geschützt werden.
Bei der evangelischen Kirche wird auch darüber nachgedacht, Gottesdienste abzusagen. Kirchenkreissprecher Werner Jacken empfiehlt, sich jeweils auf den Internetseiten der Gemeinden zu informieren. Möglicherweise würden künftig Gottesdienste im Netz übertragen.