Landwirte kämpfen gegen Strukturwandel

Das wirtschaftliche Überleben hängt heute auch von weltweiten Entwicklungen ab.

Foto: Fischer/Fies/dpa

„Wachsen oder weichen — das galt vor dreißig Jahren und gilt auch heute noch“, sagt Martin Dahlmann, Landwirt und Vorsitzender der Ortsbauernschaft Wuppertal Ost sowie der Kreisbauernschaft Mettmann. Insbesondere Milchbauern müssen sich heute mit Entwicklungen auf dem Weltmarkt auseinandersetzen. Im Gespräch mit Oberbürgermeister Andreas Mucke erläuterte er die Situation der Bauern in der Stadt.

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„Vor zwei Jahren gab es nur 26 Cent für das Kilo Milch“, sagt der Landwirt mit Blick auf die Summe, die Bauern beim Verkauf an die Molkerei erzielt haben. Heute sei der Preis wieder bei fast 42 Cent. Der niedrige Preis sei auf die Wirtschaftskrise zurückzuführen, unter anderem aus Asien sei weniger Milch gekauft worden.

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Denn das scheinbar so regionale Lebensmittel wird heute weltweit vermarktet. Während der Krise hätten viele Betriebe ihre Rücklagen aufgebraucht, zwei bis drei Betriebe der Region hätten in den vergangenen zwei Jahren die Milchproduktion eingestellt. Derzeit gibt es in Wuppertal noch zehn Höfe, auf denen Milch produziert wird.

Insgesamt gibt es in Wuppertal rund 150 landwirtschaftliche Betriebe, davon knapp 20 im Haupterwerb. Viele suchten sich ihre Nische, nutzten die Direktvermarktung per Hofladen oder stiegen auf Pferdehaltung um. Informationen dazu und die Produkte finden sich auf der gemeinsamen Internetseite www.bauern-in-wuppertal.de. Einige haben sich auch unter dem Etikett „Bergisch pur“ zusammengeschlossen, ihre Produkte sind auf www.bergischpur.de zu finden. Oberbürgermeister Mucke warb für den Direktverkauf: „Damit unterstützt man die Bauern und erhält Produkte aus der Nähe.“

Schmerzlich ist es für die Bauern, wenn landwirtschaftliche Fläche umgewandelt wird wie an der Kleinen Höhe oder in Nächstebreck. Denn nur 20 Prozent des Lands gehört in Wuppertal den Bauern, der Rest ist gepachtet. Eigentümer sind die Stadt, die Kirchen und Privatbesitzer. Dahlmann weiß um die Finanznot der Städte, die Gewerbe ansiedeln müssten. Mucke betonte, dass 60 Prozent neuer Gewerbeflächen Wiedernutzungen sind.

Schließlich bat Dahlmann Spaziergänger und andere Naturbesucher um mehr Rücksichtnahme: Es komme vor, dass Jogger mit „Knopf im Ohr“ nur den Traktor vorbeilassen und den Anhänger nicht wahrnehmen. Und es gebe Hundehalter, die ihre Tiere auf Wiesen und Äcker ihr Geschäft machen lassen. Das Betreten der Flächen sei verboten, betont Dahlmann. Zudem könnten Bakterien der Hundehaufen Kühen schaden. Erlebe man das mehrfach hintereinander, sei es schwierig, gelassen zu bleiben: „Da müssen wir noch mehr Aufklärung leisten.“