Langer Tisch Langer Tisch in Wuppertal - „Es war ein grandioser Erfolg“

Vor 30 Jahren hatte Ernst-Andreas Ziegler die Idee eines Langen Tischs zum Stadtgeburtstag.

Beim Langen Tisch 2014 war die Talsohle ein großer Anlaufpunkt. Entlang der Friedrich-Engels-Allee flanierten die Besucher und schauten sich das reichhaltige Angebot an.

Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

„Alle haben gesagt: Jetzt sind die Wuppertaler total verrückt geworden.“ Ernst-Andreas Ziegler lacht bei der Erinnerung an die Vorbereitungen zum Jubiläum 60 Jahre Wuppertal und an ein Fest, über das man in der Stadt heute noch spricht – den Langen Tisch 1989. Mit hunderten privater Stände entlang der Talsohle, geschätzten fast 400 000 Besuchern und Party nonstop – „es war ein grandioser Erfolg“.

Doch wie kam es zur Idee des Straßenfests im August vor 30 Jahren? „Ich war damals der Chef des städtischen Presse- und Werbeamtes“, berichtet Ziegler, „und damit auch zuständig für das Stadtmarketing. Meine Aufgabe bestand darin, dafür zu sorgen, dass Wuppertal positiv bekannter wird.“ Denn die Stadt schien damals überregional noch unterschätzter gewesen zu sein als heutzutage. „Es war eine Zeit, in der Leute von außerhalb glaubten, dass hier noch Briketts durch die Gegend fliegen und es kein bisschen Grün gibt.“

Also lautete der Auftrag, den Stadtgeburtstag mit einer außergewöhnlichen Veranstaltung zu feiern. Die Vorgaben waren eine echte Herausforderung, sagt Ziegler, „denn es sollte ein großes Fest mit sehr vielen Menschen werden, vor allem auch von außerhalb. Es sollte zudem auf keinen Fall ein Stadtteil bevorzugt werden. Das Fest sollte außerdem so originell und so außergewöhnlich sein, dass man republikweit darauf aufmerksam wird. Und schließlich durfte es nicht viel Geld kosten – die Aufgabe schien unlösbar.“

Ein Fest von Wuppertalern für Wuppertaler

Doch dann sei ihm beim Laufen die Idee des Langen Tischs gekommen. „Und mir war gleichzeitig klar: Dann müssen wir die ganze Talsohle für einen Nachmittag und eine Nacht sperren, und zwar von Vohwinkel bis Oberbarmen.“ Die Party sollte von mittags 14 Uhr bis zum nächsten Morgen um 6 Uhr dauern und alle Bürger miteinbeziehen.

Bevor er Rat und Verwaltung seinen Plan vorgelegt habe, sei er damit zunächst einmal zu Polizei und Wuppertaler Stadtwerken gegangen. „Die sagten, das ist eine verrückt Idee, aber sie hat was.“ Und man sei dabei - vorausgesetzt Rat und Verwaltung würden die Vorschläge mittragen.

Gesagt, getan, „einstimmig wurde der Plan im Rat beschlossen“, sagt Ziegler. Das sei nur etwa ein Jahr vor der Veranstaltung gewesen – wenig Zeit für ein derartiges Mammutvorhaben. Und so machte sich der damalige Presseamtschef an die Arbeit: „Vom Spätherbst 1988 an bin ich monatelang von Bürgerverein zu Bezirksvertretung und zu Siedlungsgemeinschaften gezogen und habe um Unterstützung gebeten.“ Die Festmeile habe er in Abschnitte unterteilt mit dem Ziel, dass jeder private Tischinhaber gleichzeitig Veranstalter und Gastgeber für seinen kleinen Bereich auf der Talsohle sein sollte - und dabei auch selbst für Verpflegung und Getränke zuständig.

Am Ende war es genau das, was gewollt war: ein Fest von Wuppertalern für Wuppertaler, ein großer, fast durchgängig langer Tisch, „von einzelnen kleinen Lücken im Bereich Bayer mal abgesehen“, erzählt Ziegler. In bewundernswerter Weise hätten sich auch viele Wuppertaler mit ausländischen Wurzeln engagiert „und fantastische Sachen angeboten“. Obwohl die Wetterprognose eher ungünstig aussah, sei es von einzelnen kleinen Schauern abgesehen weitgehend trocken geblieben. „Ich bin an diesem Abend zu Fuß von Langerfeld nach Vohwinkel gegangen. Es war eine wunderbare Party, Cronenberger haben sich mit Langerfeldern verbrüdert, alles hat perfekt geklappt.“

Das Fest war ein solcher Erfolg, dass man beschloss, es zu wiederholen. Und auch, wenn jetzt andere die Veranstaltung organisieren, sagt Ziegler: “Ich bin sehr froh, dass es den Langen Tisch noch gibt.“

2019: Die Bürgervereine sind auch wieder am Start

Viele Wuppertaler von Nächstebreck bis Schöller freuen sich schon auf den 29. Juni, denn der Lange Tisch dürfte auch wieder zahlreiche Kontakte aktivieren und Menschen ins Gespräch bringen.

So, wie Margret Hahn und Andreas Schäfer vor zehn Jahren: Beim Langen Tisch 1999 führten die Vorsitzende des Bürgervereins Langerfeld und der damalige Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Vohwinkeler Vereine auf der Festmeile gutgelaut ein „Ost-West-Gespräch“. Beide machen in diesem Jahr wieder mit. „Natürlich sind wir dabei“, sagt Andreas Schäfer, der mit dem Bürgerverein Vohwinkel feiert.

„Klar, wir sind im Einsatz für unser Langerfeld“, kündigt auch Margret Hahn an. „Beim Langen Tisch werden wir mit den anderen teilnehmenden Bürgervereinen in Unterbarmen stehen. Unsere Bleicher werden in ihrer Arbeitskluft da sein, und wir anderen werden versuchen, von Zeit zu Zeit ein Rudelsingen in Gang zu bringen. Mal gucken, ob das klappt.“