Ronsdorf. „Das ist Ronsdorf. Ich find’s großartig!“

Ronsdorf. · Lit.Ronsdorf: Autor Michael Schumacher war zu Gast in der Stadtteilbibliothek.

Michael Schumacher erzählte neue und alte Ronsdorfer Geschichten.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Für den Autor Michael Schumacher ist die Lit.Ronsdorf wie gemacht. Obwohl der gebürtige Ronsdorfer lange schon in Xanten wohnt, bewahren seine Erzählungen den Sound der ersten Heimat. Da wird nicht mit humorigen Alltagsbeobachtungen gegeizt. Platt wird gekallt und der Slang lebendig, den Schumacher in Kindertagen auf der Breiten Straße aufgeschnappt hat. Als preisgekrönter Poetry Slammer weiß er genau, wie er das Publikum auf seine Seite zieht.

Kein Wunder, dass Monika Diehle vom Heimat- und Bürgerverein den Geschichtenerzähler auch bei der 13. Lit.Ronsdorf mit dabei haben wollte. Und das gleich mehrmals. Nach einer Wohnzimmerlesung mit seinem Schriftstellerkollegen Ralph Beyer gestaltete er am Freitag einen Literaturabend in der Stadtteilbibliothek.

Das Interesse war mehr als ordentlich. Schnell wurde noch ein Dutzend Stühle „angebaut“, um dem Andrang gerecht zu werden. Damit ihn wirklich alle sehen konnten, setzte sich Schumacher mit seinen Textblättern nicht an, sondern kurzerhand auf den Tisch.

Geschichten von Michael
und den Bolzplatzkings

Was gar kein Problem war, da Schumacher so gut wie jeden Text im Kopf hatte und frei von der Leber weg erzählte. Zwischen zwei Abschnitten ließ er durchblicken, dass seine Geschichten aus und über Ronsdorf mehr als nur ein Körnchen Wahrheit enthielten. „Ich habe alle Namen verfremdet“, erklärte er. Um dann – in gespielt drohendem Tonfall – hinzuzusetzen: „Wehe, ihr verratet mich!“ Details nachfragen durften das Publikum aber schon. Mit seinen Fragen brachte Schumacher die kollektive Erinnerung weiter in Gang: „Wer kennt die Wiese gegenüber von den Naturfreunden?“

Dort nämlich spielten der kleine Michael und die anderen „Bolzplatzkings“ (so der Titel der Geschichte) Fußball. Dass die Kids ihren großen Idolen nacheifern, ist ja bis heute so. „Wir hatten manchmal auch zwei Pelés auf dem Platz“ – diese Pointe war ein erster Treffer. Als Schumacher mit weit ausholenden Bewegungen vorführte, wie eines der jungen Bolztalente beim Elfmeterschuss „volle Lotte in den Maulwurfshügel tritt“, jauchzte der ganze Saal.

Begeistert wurde auch die Story vom Spontanausflug zur Müngstener Brücke aufgenommen. Ausgerechnet auf einem Puky-Tretroller macht sich der junge Erzähler auf den Weg. Als das Fahrrad des Reisegefährten einen Platten hat, ist das Abenteuer leider frühzeitig vorbei. Wichtig ist dann nur noch, passend zum Abendbrot wieder zu Hause zu sein.

An den eigenen Puky-Roller erinnerten sich wohl manche gern. Als Schumacher vom ersten Verliebtsein sprach („Ich mein, ich war acht.“), wurden die Zuhörer hellhörig. In jedem Fall die Zuhörerin, die wusste, was aus seiner Sandkastenliebe im echten Leben geworden ist. Schumacher hörte lächelnd zu. „Das ist Ronsdorf, ich find’s großartig.“

Anekdoten hatte er noch einige auf Lager. Der Schlussapplaus fiel entsprechend kräftig aus – und war für Monika Diehle ein deutliches Zeichen. „Natürlich bist du nächstes Jahr dabei“, versicherte sie ihrem literarischen Gast. „Wir freuen uns darauf.“

„Sehr lustig“, kommentierte Cornelia Behrschmidt aus Wermelskirchen die Ronsdorfer Geschichten. „Man fühlt sich in die eigene Vergangenheit zurückversetzt. Obwohl ich mich hier vor Ort gar nicht auskenne, konnte ich mich gut einfinden.“