Die jüdische Kaufmannsfamilie Daniel wohnte an der Hofaue in Wuppertal Letzte Erinnerung an das „Danielhaus“
Die jüdische Kaufmannsfamilie Daniel besaß an der Hofaue 50 ein prächtiges Geschäftshaus — geblieben ist nur ein verblasster Schriftzug. Der soll erhalten bleiben, hofft Ulrike Schrader von der Begegnungsstätte.
Elberfeld. Den Autofahrern, die auf dem Parkplatz an der Ecke Hofaue/Zollstraße ihr Fahrzeug abstellen, dürfte die Inschrift kaum auffallen. Und Passanten erst recht nicht. In etwa zwei Metern Höhe ist auf einem verblassten Stück Putz an der Hauswand der Name „Daniel“ zu lesen. Eine Erinnerung an ein Stück Elberfelder Geschichte: Im Haus Hofaue 50 hatte einst die jüdische Kaufmannsfamilie Daniel ihren Sitz. Die Inschrift, die die Toreinfahrt schmückte, sei „eins der wenigen verbliebenen Relikte im öffentlichen Raum“, sagt Ulrike Schrader von der Begegnungsstätte Alte Synagoge. Ihre Mitarbeiterin Christine Hartung hat sich für die Kunst- und Kulturzeitschrift „Die beste Zeit“ mit der Historie der Familie Daniel beschäftigt. 1905 hatte Max Daniel demnach an der Hofaue ein neues Geschäftshaus gebaut. Nicht nur für die Firma, sondern auch als Wohnsitz für sich und seine Ehefrau Johanetta.
Damals, so Hartung, boomte die Ecke. Auf dem kleinen Straßenabschnitt zwischen Zoll- und Wesendonkstraße entstanden zwischen 1891 und 1910 gleich vier repräsentative Häuser von Wuppertaler Unternehmen, unter anderem das Kolkmannhaus. Alte Fotografien lassen die Pracht dieser Bauten erahnen. Auch das „Danielhaus“, wie es schnell im Volksmund hieß, passte nur zu gut in diese Reihe. Nach der Reichspogromnacht 1938 mussten die Brüder Otto und Albert Daniel ihr Geschäft aufgeben und aus Deutschland fliehen.
Geblieben ist davon nicht viel — eine Wand und eben der Schriftzug. „Der muss unbedingt erhalten bleiben“, sagt Schrader. Ähnliches sei auch an der Sophienstraße geschehen. Dort war vor ein paar Jahren ein verblasstes Schild einer jüdischen Praxis freigelegt und mit einer Plexiglasscheibe sichtbar gemacht worden. Wohl von dem privaten Eigentümer.
Schrader hofft, dass sich auch an der Hofaue ein Kümmerer findet. Doch dort ist die Situation komplizierter. Eigentümer der Wand ist nämlich nicht die Stiftung Tannenhof, wie man auf den ersten Blick denken mag. Der Stiftung gehört zwar das Nebenhaus, in dem sie eine Tagesklinik betreibt, aber nicht die Wand. „Das ist die Brandwand, noch von dem vorherigen Gebäude“, erklärt Dietmar Volk, Kaufmännischer Direktor, der Stiftung Tannenhof. Der Zustand der Wand sei bedauerlich. „Aber selbst wenn wir wollten, wir dürften dort nichts machen.“ Das sei der Stiftung gemeinnützungsrechtlich untersagt, weil es sich um ein fremdes Grundstück handele. Von der Historie des Danielhauses habe, räumt Volk ein, auch er erst kürzlich durch Schrader erfahren. Grundsätzlich sei die Stiftung an dem Nachbargrundstück, dem jetzigen Parkplatz, interessiert. „Wir würden das gern entwickeln.“
Der Verkauf ist, sagt der aktuelle Eigentümer gegenüber der WZ, derzeit jedoch kein Thema. „Wenn, dann wäre Tannenhof aber mein erster Ansprechpartner.“ Der Mann hatte das Areal vor mehr als 20 Jahren erworben. Als letzte Nutzung davor habe es eine Anzugfabrik an der Stelle gegeben. Und wie geht es mit der Inschrift weiter? „Darüber müsste man mal reden“, so der Eigentümer, der sich grundsätzlich aufgeschlossen zeigt.
Vielleicht ergibt sich ja doch eine Möglichkeit, die Inschrift zu erhalten — und vor allem auch auf die Historie des Platzes aufmerksam zu machen. Das würde Hans-Jürgen Vitenius, Bezirksbürgermeister Elberfelds, begrüßen. „Ich selbst kenne die Ecke dort sehr gut. Aber das Danielhaus war auch mir bislang unbekannt.“ Das Thema sei eigentlich genau das richtige für die Bezirksvertretung.
Und Volk kündigt an, dass, falls die Stiftung Tannenhof doch einmal das Grundstück erwerben und gegebenenfalls bebauen sollte, der Schriftzug nicht verloren geht. „Wir würden ihn erhalten.“