Liebeslieder ohne Worte
Humorvoll, ausgelassen und vielseitig präsentierte sich die Reihe in der Villa Media.
Wuppertal. Manche Leute wollten immer schon mal dem Weltgeschehen öffentlich die Meinung geigen. Seit August 2009 hält die Offene Bühne Bergisch Land Kleinkünstlern dafür die Bretter bereit, damals im Rex, heute auf Wanderschaft. Denn nachdem sich das Forum Maximum nicht im Barmer Bahnhof etablieren konnte, musste die Offene Bühne am vergangenen Freitag erst einmal in die Villa Media flüchten. Fast 250 Zuschauer waren damit vollauf zufrieden, während Moderator Florian Schulz hin und wieder über die notgedrungenen Veränderungen feixte.
Seine Gäste hatten wie immer dies und jenes mitgebracht, „Fritz vonne Wupper“ eigentlich nur ein paar Kalauer, die ihm auch Lore Duwe und ihre Plattkaller mit Kusshand abgenommen hätten. Fritz war, was durchaus dem Konzept der Show entspricht, mal eben hereingeschneit, um mit seinem Kurzauftritt zu beglücken. So spontan erlebt man Bühne selten.
Mit zwei Texten zur Wahl im Schlepptau kam André Wiesler. Der eine Text handele von Sex, der andere vom Einkaufen. Ohne dem Publikum Gelegenheit zur Entscheidung zu lassen, widmete sich Poetry-Slammer Wiesler dem Einkaufen, was letztlich auch mit Sex zu tun hatte. Belohnung war, dass André demnächst wiederkommen darf. Wohin? Das weiß man derzeit nicht, denn die Offene Bühne bleibt auch in Sachen Heimat vorerst offen.
Was freilich bei der Rückkehr in den Ring herauskommt, war am Freitag bei mehreren Langauftritten zu erleben. Jürgen Saalmann etwa demonstrierte als „besonderer Musiker“ auf der Gitarre, wie ein Love Song ohne Worte klingt. Henning Schmidtke entlarvte humorig das Grauen, das in manchem Kinderlied steckt. Sybille Bullatschek toppte die Beiträge ihrer Kollegen mit dem ungeschminkten Blick in das Altenpflegeheim „Haus Sonnenuntergang“. Dort sei ja eigentlich alles so wie an Bord eines Flugzeugs: „Bleiben Sie angeschnallt, bis unser freundliches Personal das Frühstück ausgeteilt hat.“ Wenn es wieder mal Einheitsbrei gibt, dann bestimmt nicht auf der Offenen Bühne.
