Schlesische Historie Liegnitzer Sammlung geht nach Hoyerswerda

Vohwinkel. · Seit einiger Zeit sind die Exponate im Vohwinkeler Rathaus nicht mehr zugänglich.

Die Liegnitzer Sammlung enthält unter anderem Möbel, Urkunden, Siegel und Fotografien.

Foto: Fischer, A. (f22)

Sie ist in Wuppertal schon seit fast 40 Jahren Teil des kulturellen Gedächtnisses der schlesischen Historie. Die Liegnitzer Sammlung enthält unter anderem Möbel, Urkunden, Siegel und Fotografien aus der ehemals deutschen Stadt in Polen. 1980 wurde die Ausstellung in den Haspelhäusern in Unterbarmen eingerichtet, seit 2009 ist das Vohwinkeler Rathaus ihr Standort. Mit einer Vielzahl von Exponaten ist die Sammlung Ausdruck der lebendigen Städtepartnerschaft zwischen Wuppertal und dem heutigen Legnica. Gleichwohl ist die Ausstellung kaum noch zugänglich.

„Uns fehlen die personellen Möglichkeiten“, sagt Klaus Rudolph, Vorsitzender der zuständigen Bundesgruppe Liegnitz. Der Verein ist Eigentümer der Sammlung und betreut diese, die Stadt stellt die Räume zur Verfügung. Die in der Nähe wohnenden Mitglieder seien laut Vorstand mittlerweile hochbetagt. Daher hat sich die Bundesgruppe zu einer Verlegung der Sammlung entschieden. In Zusammenarbeit mit einer sächsischen Stiftung werden die Stücke künftig in Hoyerswerda zu sehen sein. Die Stadt liegt wie Legnica im ehemaligen Schlesien, allerdings auf deutscher Seite. Wann genau die Sammlung verlegt wird, ist noch nicht entschieden. „Das könnte ab dem nächsten Frühjahr sein“, sagt Klaus Rudolph. Im Dezember soll ein Gespräch mit der Stadt stattfinden.

In Legnica stößt der Beschluss zum Wechsel der Sammlung bei den deutschstämmigen Bewohnern auf Kritik. In einem Brief wird bedauert, dass die Exponate nicht an ihrem ursprünglichen Ort eine dauerhafte Heimat finden. Klaus Rudolph verweist dazu auf die aus Sicht des Vereins guten Rahmenbedingungen in Hoyerswerda. Hier werde die Sammlung an ein Museum angeschlossen und in klimatisierten Räumen ausgestellt. „Das ist ideal für die Exponate“, betont Rudolph.

Im Rathaus sollen weiter Vorstandssitzungen stattfinden

Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann (SPD) bedauert, dass die Sammlung im nächsten Jahr Vohwinkel verlassen wird. „Gerade mit Blick auf die langjährige Städtepartnerschaft zwischen Wuppertal und Legnica ist das sehr schade“, betont er. Allerdings könne er die Beweggründe der Bundesgruppe nachvollziehen. Gerade die mangelnden Präsentationsmöglichkeiten seien ein Problem. Dadurch werde die Ausstellung kaum beachtet. „So wie es jetzt ist, ergibt es keinen Sinn“, sagt Fragemann.

Immerhin würde die Bundesgruppe Liegnitz ihren Sitz in Vohwinkel gern behalten. „Gerade wegen der Städtepartnerschaft liegt uns Wuppertal am Herzen“, sagt Klaus Rudolph. Im Rathaus könnten weiterhin Vorstandssitzungen und weitere Aktivitäten des Vereins stattfinden. Diesbezüglich wünscht sich Heiner Fragemann grundsätzlich ein Konzept für das Verwaltungsgebäude. Hier stehen derzeit mehrere Büroräume leer.

Liegnitz gehörte seit Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1945 zu Preußen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt unter polnische Verwaltung gestellt. Der größte Teil der deutschen Bevölkerung musste Liegnitz verlassen. 1952 übernahm die Stadt Wuppertal die Patenschaft für die vertriebenen Bürger aus der Region. Dabei wurden regelmäßige Treffen organisiert, zu denen Liegnitzer aus dem gesamten Bundesgebiet anreisten. Sie brachten viele Erinnerungsstücke mit, die im Laufe der Jahre Teil der Sammlung wurden. Seit 1993 gibt es die offizielle Städtepartnerschaft.