Offen gesagt Lobbyarbeit für Remscheid
Offen gesagt
In der Frage, ob Wuppertal ein Factory-Outlet-Center am Döppersberg bekommen soll, hat der Einzelhandel eine klare Position. Vor der Vollversammlung der vermeintlich Bergischen IHK warnte zuletzt Katrin Becker für die City-Arkaden wieder einmal entschlossen vor „mehr vom Gleichen“. Das ist respektabel und professionell, wenngleich den Einzelhändlern in Elberfeld ein bisschen mehr Selbstbewusstsein zu wünschen wäre. Sie könnten es sich leisten.
Burkhard Mast-Weisz zieht als Remscheider Oberbürgermeister für das Outlet-Center in Lennep zu Felde. Das ist seine Aufgabe und er erledigt sie mit großer Kampfkraft. Auch das verdient Respekt.
Und was macht die IHK Wuppertal-Solingen Remscheid? Sie mischt kräftig mit. Auch dagegen wäre im Grunde nicht viel einzuwenden, wenn wenigstens die Argumente etwas taugten. Aber die IHK schlägt sich nur deshalb unverhohlen auf die Seite Remscheids, weil die Pläne dort schon weiter gediehen sein sollen. Das sagt einiges aus über die Experten der Kammer und über deren Politik.
So ein FOC ist für eine Region eine sehr wichtige Angelegenheit. Sie lässt sich nicht mit „Schnick-Schnack-Schnuck“ oder nach dem Windhundprinzip entscheiden. „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“ hat mit intelligenter Gebietsentwicklung nichts zu tun. Das sollten die Fachleute von der Unternehmens-Service-Behörde mit Zwangsmitgliedschaft eigentlich wissen.
Doch statt die Region mit Informationen zu versorgen, statt sich um Auswirkungsanalysen zu bemühen und die Befürworter der einzelnen Outlet-Center zum Meinungsaustausch zusammenzubringen, hat die IHK beschlossen, das Projekt in Remscheid zu unterstützen, weil es in der Planung ja schon weiter sei. Das Votum der Politiker im Wuppertaler Stadtrat interessiert sie offensichtlich nicht. Von dieser Industrie- und Handelskammer wird letztlich also niemand erfahren, ob das DOC in Lennep dem Städtedreieck mehr nutzt oder das FOC in Wuppertal.
Der Remscheider IHK-Präsident Thomas Meyer referiert bei jeder Gelegenheit voller Leidenschaft und glaubwürdig über die Bedeutung der Zusammenarbeit von Wuppertal, Solingen und Remscheid, davon, dass die Region wahrgenommen wird, nicht mehr die einzelne Stadt. Doch während er so spricht, erweckt seine Kammer zumindest den Eindruck, als mache sie letztlich nur Lobbyarbeit für die Heimatscholle ihres Präsidenten.