Bereicherung statt Konkurrenz

Die zweite Wuppertaler Boulderhalle an der Nordbahntrasse ist gut besucht. Die Wupperwände hoffen auf Synergieeffekte.

Foto: Andreas Fischer

Früher Freitagabend in der Boulderhalle des „Bahnhofs Blo“ an der Nordbahntrasse: Rund 50 Kletterer versuchen sich an den mit bunten Griffen in die 600 Quadratmeter großen Wandflächen geschraubten Routen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Konzentration, Ehrgeiz und Gemurmel über Tipps und Erfahrungen liegen ebenso in der Luft wie Magnesiastaub, mit dem die Sportler ihre Hände trocken halten. „Sie sollten mal Sonntagnachmittags kommen, da ist es voll“, sagt Arndt Wilmanns, einer der Geschäftsführer der Climb-Inn- Klettersport GmbH, die die Halle vor einem Jahr in der zweiten Etage der ehemaligen Gold-Zack-Fabrik an der Wiesenstraße eröffnet hat. Die Industriearchitektur hat viel Charme und passt vom Ambiente her perfekt zu Schweiß und Arbeit, die das Klettern vermittelt.

Auch wenn es in der Woche gerne noch voller werden dürfe und müsse, ist Wilmanns für das erste Jahr zufrieden, insbesondere seit sie im Sommer im ersten Stock das Bouldercafé eröffnet haben und auch Leute kommen, die hier von der Nordbahntrasse aus gemütlich einkehren wollen — und dann durch den Kletterpark neugierig werden. Auch Birgit Gößmann, die mit ihrem Sohn Elliot (7) hier ist, ist durch eine Freundin, die von der Trasse aus mal reingeschaut hat, auf die Halle aufmerksam gemacht worden. Sie interessiert sich nun für einen Kletterkurs für Elliot. Auch der wird im Bahnhof Blo inzwischen angeboten. „Alles läuft langsam an“, sagt Arndt Wilmanns.

Die Entscheidung, in Wuppertal eine zweite Boulderhalle aufzumachen, finden er und sein Partner Christian Popien nach wie vor goldrichtig: „Sonst hätte es ein anderer gemacht.“ Dass in jüngster Vergangenheit neue, teils viel größere Hallen in Dortmund, Hilden und Lüdenscheid entstanden sind, nimmt Wilmanns als Beleg dafür, das die Sportart weiter wächst. Den Markt in Wuppertal habe man sich da nicht wegnehmen lassen wollen. Auch wenn die Halle zwar doppelt so viel Boulderfläche bietet, wie die aufs Seilklettern ausgelegte in den Wupperwänden — dort ist Climb-Inn für die Sektionen Wuppertal und Barmen im Deutschen Alpenverein (DAV) der Betreiber — ist sie vergleichsweise eine kleine. Einmalig sei dagegen das Zusammenspiel mit dem Café, das inzwischen auch über eine ordentliche Speisekarte verfügt und als Kulturort genutzt wird sowie mit einem Veranstaltungsraum beispielsweise für Firmenfeiern.

Nicht als Konkurrenz, sondern als Belebung empfindet Andreas Schlenkhoff, Vorsitzender der DAV-Sektion Wuppertal, die zweite Halle in der Stadt: „Wir hätten es auch gerne selbst gemacht, müssen aber, wie auch die Sektion Barmen, viel in unsere Hütte in den Alpen investieren. Da konnten wir uns das nicht leisten.“ Auch er ist froh, dass es mit Climb-Inn Bekannte gemacht haben und hofft, dass sich beide Angebote künftig befruchten. Es gibt gegenseitige Vergünstigung.

Im vergangenen Jahr, gibt Schlenkhoff zu, seien die Besucherzahlen in den Wupperwänden rückläufig gewesen, was aber nicht nur an der Konkurrenz in der eigenen Stadt, sondern auch daran gelegen haben dürfte, dass der DAV Hagen aus der Trägergesellschaft ausgestiegen sei, weil seine Mitglieder neue Hallen in Dortmund und Lüdenscheid besser erreichen könnten. Schlenkhoff: „Unser Manko im Rauental ist, dass wir ab vom ÖPNV sind, gerade Jugendliche kommen hier schlecht her, wenn sie nicht von den Eltern gefahren werden.“ Die Lage vom Bahnhof Blo im belebten Bezirk Mirke sei dagegen ideal.