Eine Demonstration der Stärke
Die Handballer von Zweitliga-Primus Bergischer HC machen mit dem Vierten Nordhorn kurzen Prozess - 29:18.
BHC-Rechtsaußen Arnor Gunnarsson meinte, schon nach zehn Minuten die Angst in den Augen seiner Gegenspieler abgelesen zu haben: „Oh nein, jetzt kommen sie in Fahrt!“ Soeben hatte der Zweitliga-Tabellenführer Bergischer HC einen schnellen 1:4-Rückstand binnen vier Minuten locker in eine 5:4-Führung umgewandelt und ließ sich am Samstag im Spitzenspiel gegen den bisherigen Vierten HSG Nordhorn-Lingen nicht mehr aus der Ruhe bringen. Das erste Duell mit einem Gegner aus den Top-Sechs gewannen die Löwen überdeutlich mit 29:18. Eine klare Ansage an die Konkurrenz mit dem elften Sieg in Folge: Wer soll den BHC in dieser Form stoppen können? So nannte es Gästetrainer Heiner Bültmann nachher als einzig positiven Aspekt, dass man zwei Punkte beim souveränen Tabellenführer gelassen habe. „Hier werden sicher nicht viele Mannschaften gewinnen“, sagte er so, als ob das eine glatte Untertreibung wäre.
Die 2384 Zuschauer in der Klingenhalle - der bisher mit Abstand beste Saisonbesuch - hatten jedenfalls ihren Spaß gehabt. Bis auf die knapp 100, die die Reise aus Südniedersachsen mitgemacht hatten. Auch ihnen schwante spätestens nach 18 Minuten, dass hier heute nichts zu holen sein würde. Beim 8:8 hatte die HSG letztmalig Fühlung zu den Gastgebern, die dann mit den frischen Kräften Tomas Babak und Maciej Majdzinski mal eben einen Zwischenspurt anzogen. Beide hob BHC-Trainer Sebastian Hinze anschließend auch heraus. Spielmacher Babak bewies mit seinen ansatzlosen Würfen, nachdem er die Gegner ausgewackelt hatte, nämlich auch enorme Torgefahr. Mit ihm und dem sprunggewaltigen Linus Arnesson hat der BHC zwei völlig unterschiedliche Typen auf der Spielmacherposition, die sich klasse ergänzen.
Und der junge, wilde Maciej Majdzinski ist auf Halbrechts das tolle Pendant zu Routinier Kristian Nippes und Shooter Bogdan Criciotoiu. Ungestüm und mit schnellen Körpertäuschungen stürmte er ein ums andere Mal in die Abwehrwand der Gäste hinein, holte neben zwei schönen Toren auch eine Rote Karte gegen seinen Gegenspieler Toon Leenders heraus, der ihn mit einem Catchergriff am Hals in vollem Lauf erwischte (30.).
Nach der Pause ließ der BHC dann nur noch ganze acht Gegentreffer zu. „Wir waren auf den Gegner optimal vorbereitet, hatten eine super Trainingswoche“, hob der Sportliche Leiter Viktor Szilágyi hervor. So gelang es, Nordhorns gefürchteten Spielmacher Alexander Terwolbeck weitgehend auszuschalten.
„Max Darj hat, glaube ich, keinen einzigen Zweikampf gegen ihn verloren“, lobte BHC-Torwart Christopher Rudeck nachher den schwedischen Innenblockspieler. Rudeck selbst konnte sich auf die Würfe von außen konzentrieren und brachte mit einer Quote von 42 Prozent gehaltener Bälle die Gäste-Angreifer zusätzlich zur Verzweiflung (siehe Randbericht).
So konnte es sich der BHC leisten, vorne sogar noch einige freie Bälle liegenzulassen. Wie der von Leos Petrovsky, der auf das vom HSG-Keeper verlassene Gästetor zustürmte, sich den Wurf aber noch von einem Nordhorner nehmen ließ, der sich von hinten dazwischenwarf. 100-prozentiger Verlass war wieder einmal auf die Siebenmeterqualität von Arnor Gunnarsson, der alle sechs Strafwürfe verwandelte und mit insgesamt zehn Treffern seine Spitzenposition in der Liga-Schützenliste (90 in elf Spielen) ebenfalls ausbaute.