Eine große Chance vertan

Wer für die Musik bezahlt, der darf sie auch bestimmen. Beim WSV gilt diese Binsenweisheit als Prinzip-Runge schon seit zwei Jahrzehnten und ist auch durch die Ankündigung des Präsidenten, sein Amt niederlegen zu wollen, so leicht nicht aufzubrechen.

Das müssen nun auch diejenigen erkennen, die sich Monate lang Gedanken über neue Strukturen und eine breitere Basis des Vereins gemacht haben. Das Geld, das sie einwerben konnten, reicht selbst mit Runges Beitrag nicht für mehr als einen Minimalstandard in der Regionalliga. Dass es sportlich nach dem Abstieg nicht wie erhofft lief, mag ein Übriges dazugetan haben, dass Big Player kein Interesse zeigten, den Club stärker zu unterstützen.

So ist Friedhelm Runge wieder der Einzige, der „seinen WSV“ vor dem Absturz bewahren kann. Dass er dabei Hände ausschlägt, die ihm entgegengestreckt werden, auch wenn sie wenige Euroscheine enthalten, ist allerdings ein Fehler. Zahlen muss er so oder so, wenn es weitergehen soll. Mit neuen, echten Mitentscheidern und Ideen — die brächten Barbara Neusel-Munkenbeck und ihre Mitstreiter mit — hätte der Verein ein neues Bild abgegeben und wäre ein weicher Übergang möglich geworden. Um den muss sich jeder alternde Unternehmer bemühen, um nicht jedes Jahr wieder vor der Existenzfrage zu stehen.