Friedhelm Runges Abrechnung

Ex-WSV Präsident stellt Siege vor Gericht heraus.

Friedhelm Runges Abrechnung
Foto: Stefan Fries

Im Januar 2013 ist Friedhelm Runge als Präsident das Wuppertaler SV zurückgetreten. Doch mit der Zeit davor und der danach, als der WSV sich durch eine Planinsolvenz von seiner Schuldenlast und aus einer völlig verfahrenen Situation befreite, hat er noch lange nicht abgeschlossen. „Seitdem werde ich immer noch angeschossen als derjenige, der den WSV mit fünf Millionen Euro Schulden hat sitzen lassen, das will ich nicht stehen lassen“, sagte der 78 Jahre alte Unternehmer bei einer Pressekonferenz, zu der er eingeladen hatte, um selbst in die Offensive zu gehen.

Da saß er, der erfolgreiche Geschäftsmann, der den WSV Jahre lang mit seinen Darlehen am Leben gehalten, dafür aber auf fast alles Einfluss genommen hatte. Er ließ seinen Marketingleiter Ralph Klodt vorab vorstellen, dass EMKA inzwischen in 52 Ländern vertreten sei und weltweit mehr als 1600 Mitarbeiter habe. Ein Imperium, das der Wuppertaler Runge auch noch mit 78 Jahren von der Firmenzentrale in Velbert aus lenkt. Auch nach dem WSV sei EMKA im Sportsponsoring tätig, aber gegenüber der WSV-Zeit sei noch Luft nach oben, so Klodt.

Der WSV war Runges Steckenpferd. Umso tiefer sitzt bei ihm, dass der Abschied von der Ära Runge damals auf der Jahreshauptversammlung bejubelt wurde, umso größer ist die Genugtuung, dass er nun, drei Jahre nach Abschluss der Planinsolvenz auch die Verfahren gewonnen hat, die damit in Zusammenhang standen. Wie berichtet, lehnte das Landgericht kürzlich eine Nachforderung von zwei Millionen Euro ab, die Insolvenzverwalter Marius Bornheimer als Treuhänder für im Insolvenzverfahren leer ausgegangene Gläubiger erhoben hatte — Forderungen vor allem aus dem Jahr 2013, in dem Runge erklärt hatte, noch bis Ende März für Außenstände aufzukommen.

Abgewiesen hatte das Gericht zuvor bereits Verfahren und Revision in einer Teilklage über 50 000 Euro. Anders als in diesem Fall, wird es diesmal keine Revision vor dem Oberlandesgericht geben, wie die Kanzlei Hopfgarten und Partner, die Bornheimer in der Angelegenheit vertrat, bestätigte. Die Frist lief in dieser Woche ab. Nun sieht Runge die Zeit gekommen, um seinen Sieg herauszustreichen und selbst seine Fragen zu stellen. Warum wurden noch einmal Prozesskosten in den Sand gesetzt, die Runge-Anwalt Holger Linderhaus auf 60 000 bis 65 000 Euro schätzt und die offenbar jemand aufbrachte? „Das Finanzamt?“, spekuliert Runge. Dabei habe der Richter im zweiten Verfahren in seiner Urteilsbegründung fast wörtlich so argumentiert, wie bei der Ablehnung der Teilklage. In der war es vor allem darum gegangen, welche Bedeutung eine Patronatserklärung von Runge hatte, die er im Zusammenhang mit dem Lizenzantrag für die Dritte Liga abgab.

Dass es beim WSV stets Usus gewesen war, dass Runge für Außenstände aufkam, war in dem Verfahren deutlich geworden, in Bezug auf die Patronatserklärung folgte das Gericht aber seiner Argumentation, sie sei nur im Zusammenhang mit dem Lizenzantrag gültig gewesen.

Ist die Sache nun abgeschlossen? Das ließ Runge offen, sprach von möglicher „Urkundenfälschung“ und „Prozessbetrug“, weil nach seiner Ansicht jemand die Patronatserklärung aus dem Lizenzantrag herausgetrennt habe. Dass in dieser Angelegenheit noch Ermittlungen laufen könnten, deutete er nur an.

WSV-Mitglied ist Friedhelm Runge immer noch. In Foren kommen immer wieder Gerüchte auf, er plane eine Rückkehr. Kann er sich denn vorstellen, dem Verein wieder zu helfen? „In der jetzigen Konstellation nicht“, antwortet der 78-Jährige, wohl vor allem mit Blick auf die WSV-Führungsspitze.