Frauenboxen: Im Ring ein anderer Mensch

Pinar Yilmaz (19) hofft darauf, dass Frauenboxen 2012 olympische Disziplin wird. Dann würde sie wohl auch besser gefördert.

Wuppertal. Pinar Yilmaz will dabei sein, wenn Frauenboxen 2008 in Peking Demonstrationssportart ist. Bei der Frauenbox-EM der Amateure in dänischen Vejle feierte sie ihr Debüt im Seniorenbereich. Nach einem Vorrundensieg schied sie achtbar im Viertelfinale aus. Die deutsche Meisterin im Federgewicht sieht Frauenboxen zum Männerkampf klar im Nachteil.

Als dreifache deutsche Meisterin fehlt Ihnen nur noch ein Besuch bei "TV Total", um groß raus zu kommen.

Pinar Yilmaz: Jeder sagt, du musst mal zum Raab. Die Susi Kentikian musste dafür Weltmeisterin werden. Ich habe erst einen Titel bei den Frauen.

In Peking soll Frauenboxen vorgestellt werden...

Yilmaz: Das wäre toll, dort für Deutschland einen Showkampf zu machen.

Bislang haben Sie noch nicht oft gekämpft?

Yilmaz: 22 Kämpfe sind vergleichsweise wenig. Davon habe ich einen verloren.

Wie alt waren Sie bei Ihrem ersten Kampf?

Yilmaz: Das war mit 14, aber noch kein Wertungskampf. Jahrelang bin ich auf Turnieren mitgelaufen. Da waren aber keine Gegner in meiner Alters- und Gewichtsklasse. Auf Sparringkämpfe hatte ich keine Lust. 2003 hatte ich meine ersten Kämpfe bis 60 Kilo.

Das entsprach ihrem Gewicht?

Yilmaz: Die erste Gegnerin wog sechs Kilo, die zweite zehn Kilo mehr. Ich hab sie beide besiegt.

Was halten Sie von Trainern, die ihre Schützlinge nach drei Monaten in den Ring schicken?

Yilmaz: Nicht viel. Zum Beispiel habe ich ein dreiviertel Jahr an der Grundstellung trainiert und dann Kondition aufgebaut.

Drei mal zwei Minuten Kampf sind sehr anstrengend, oder?

Yilmaz: Auf jeden Fall. Ich spiele seit ich fünf Jahre alt bin Fußball und das dauert ja über 90 Minuten. Boxen finde ich viel anstrengender. Da bin ich auf mich allein gestellt. Im Ring werde ich ein anderer Mensch, da bin ich sehr aggressiv.

Dabei wirken Sie sehr zart...

Yilmaz: Viele sagen: ’Wie kannst du boxen, so zierlich, wie du bist’.

Apropos weiblich, sind Frauen beim Boxen benachteiligt?

Yilmaz: Ja! Frauen werden nicht gefördert. Den EM-Vorbereitungslehrgang zum Beispiel muss der Verein zahlen. Wenn ich sehe, was dagegen die Jungs kriegen: Schuhe, Anzüge, extra Trainingslager. Alles wird übernommen.

Hätten Sie Interesse ins Profilager zu wechseln?

Yilmaz: Es gab schon Anfragen. Doch es ist noch zu früh. Als ich mir angesehen habe, was da passiert. Es dreht sich dort nur um Show und Geld. Es ist alles arrangiert.

Aufgrund Ihrer Attraktivität hätten Sie doch gute Chancen.

Yilmaz: Ich will keinen Titel wegen guten Aussehens geschenkt haben. Ich mache das nicht wegen der Show, sondern weil mir der Sport gefällt.

Da wäre auch noch Olympia.

Yilmaz: Wenn 2012 Frauenboxen olympisch wird, wäre ich gerne dabei. Da kann ich mich beweisen, einen Titel verdienen.

Sie fahren regelmäßig von Radevormwald nach Wuppertal zum ASV-Training.

Yilmaz: Der ASV ist der nächstliegende Verein und das Klima stimmt. Nur der häufige Trainerwechsel ist nervig. Man kann sich schlecht auf immer neue Trainingsmethoden einstellen.

Welche Bedeutung hat Ihre Familie für Sie?