Frust über Olympia-Aus: „Definitiv nicht die stärkste Mannschaft“

Janine Beermann ist über ihre Nichtnominierung für Olympia tief enttäuscht.

Wuppertal. Man stelle sich vor, Fußballbundestrainer Joachim Löw hätte vor der Europameisterschaft Lukas Podolski oder Per Mertesacker aus dem Kader geworfen — zwei verdiente Spieler, die in der Nationalmannschaft immer Leistung gebracht haben, auch wenn es im Verein oder aufgrund einer Verletzung nicht so lief.

So ähnlich muss sich Janine Beermann, 134-fache Hockey-Nationalspielerin, vorgekommen sein, als sie Bundestrainer Michael Behrmann als eine von vier Spielerinnen auf den letzten Drücker aus dem Olympia-Aufgebot strich. Wie berichtet, hatte die Nationalmannschaft noch mit 22er-Kader und der Cronenbergerin zuvor in London das vorolympische Turnier und zwei Tests gegen Australien bestritten.

„Es tut mir leid, dass ich mich nicht früher gemeldet habe, aber ich hätte dann vielleicht Dinge gesagt, die mir später leidtun“, entschuldigte Sie sich gestern auf die erneute Anfrage der WZ-Redaktion. Zu tief saß seit Donnerstag der Frust, als die Spielerinnen, zurück in Deutschland, per e-mail über die Nominierung informiert worden waren.

„Ich war gerade in der Schule und habe in einer Freistunde mal eben nachgeschaut“, sagt die 28-jährige Lehrerin, die nach den Sommerferien eine volle Stelle am Essener Maria-Wächtler-Gymnasium antreten wird und dort bereits in Teilzeit unterrichtet.

Die Wut war groß. „Natürlich habe ich mich allein aufgrund meiner vorherigen Verletzung damit befasst, eventuell nicht nominiert zu werden, und ich kann sicher noch besser spielen als in London, aber ich war schon schockiert, als ich gesehen habe, wer stattdessen nominiert wurde. Das ist definitiv nicht die spielstärkste Mannschaft“, schimpft Beermann, ohne Namen nennen zu wollen. Auch an mangelnder Fitness könne ihre Nichtberücksichtigung kaum gelegen haben. „Beim Fitnesstest vor der Reise hatte ich trotz des Trainingsrückstands nach meiner Schienbeinverletzung die zweitbesten Werte. In England habe ich dann in allen sechs Spielen gespielt, in dreien von Beginn an und auch noch drei Tore geschossen“, begründet sie ihr Unverständnis.

Dass Trainer Michael Behrmann und sein vom OHC Hamburg stammender Co-Trainer gleich zwölf Hamburger Spielerinnen nominiert hätten, sei schon merkwürdig. Per SMS hat sie mit ihm für die nächsten Tage ein Gespräch vereinbart. Bisher war die Rundmail vereinbarungsgemäß (Beermann: „Es hätte einen ungemütlichen Rückflug gegeben, wenn die Liste schon in London genannt worden wäre.“) die einzige Nachricht.

„Das Thema ist für mich aber so und so durch“, denkt Janine Beermann gar nicht erst darüber nach, dass es noch ein Zurück ins Nationalteam geben könnte. „Ich drücke den Mädchen zwar die Daumen, aber die Spiele bei Olympia werde ich mir wohl nicht im Fernsehen anschauen, das tut zu weh“, bekennt sie. Sie will sich lieber auf ihre Schullaufbahn vorbereiten — und dann bei Zweitligist EtuF Essen noch ein bisschen Hockey spielen. „Mal sehen, wie die Motivation ist.“