Handball: BHC sorgt für Gänsehaut
In einer dramatischen Partie gelingt den Bergischen ein 30:29-Sieg gegen die TSG Friesenheim.
Wuppertal. Auf den Sitzen hält es schon lange keinen mehr der 1900 Zuschauer in der Bayer-Halle. Die Halle tobt, die Halle brodelt. Ein Hexenkessel, wie man ihn bei den Handballern des Bergischen HC noch nicht erlebt hat. Aber es stand wahrscheinlich bislang auch noch nie so viel auf dem Spiel wie in der Partie gegen den Tabellenzweiten Friesenheim.
29:29 und nur noch 3,3 Sekunden zeigt die Anzeigetafel, als die Schiedsrichter die Partie ein letztes Mal unterbrechen. Friesenheims baumlanger Spieler Gunnar Dietrich hatte bei einer Abwehraktion noch einmal zugelangt und kassiert dafür eine Zeitstrafe. Der auch in der zweiten Halbzeit überragende BHC-Keeper Mario Huhnstock hat seinen Platz längst geräumt. Für ihn hat Trainer Raimo Wilde mit Mathias Fuchs einen zusätzlichen Feldspieler auf die Platte gebracht.
Zwei Feldspieler mehr, fast 2000 Zuschauer im Rücken. Und dann geht alles ganz schnell. Freiwurf angepfiffen, der Ball geht auf Jiri Vitek, Friesenheims Benjamin Matschke stürmt auf den tschechischen Nationalspieler zu, doch irgendwie gelingt Vitek noch der Pass auf Kristoffer Moen, der am Kreis zu Boden gerissen wird. Siebenmeter! Vitek, der zuvor alle drei Strafwürfe versenkt hatte, schnappt sich das Leder, bleibt eiskalt und trifft zum 30:29.
Riesenjubel auf den Rängen, und auch der sonst so zurückhaltend wirkende Vitek reißt sich das Trikot vom Körper und sprintet mit blanker Brust durch die Halle, bis er von seinen Teamkollegen eingefangen wird.
Ein Happyend zum Abschluss von zwei turbulenten englischen BHC-Wochen, die für den Aufstiegsfavoriten sportlich katastrophal begonnen hatten. Ein Happyend, mit dem gegen Friesenheim lange Zeit nicht zu rechnen war. Denn der Tabellenzweite, vor drei Monaten noch hauchdünn am Aufstieg in die erste Liga gescheitert, präsentierte sich im Stil einer Spitzenmannschaft. Die Gäste spielten über weite Strecken clever und abgezockt und hatten in Kreisläufer Evgeni Pevnov einen Mann, der stets anspielbereit war und immer wieder Siebenmeter herausholte. Und weil die Bergischen Pevnov nie in den Griff bekamen und auch die Schiedsrichter offensichtlich eine Vorliebe für Siebenmeterentscheidungen hatten, schien die Partie lange Zeit gegen den BHC zu laufen. Zwar ließen sich die Hausherren nie abhängen und kämpften aufopferungsvoll, doch erst als sich BHC-Schlussmann Mario Huhnstock in einen Rausch spielte, zahlreiche freie Würfe und vier Siebenmeter parierte, wurde die Wende möglich.