Horst Szymaniak - der vergessene Star wird 75
Horst Szymaniak kann aus gesundheitlichen Gründen heute keine Glückwünsche entgegennehmen.
Wuppertal. Heute feiert Horst Szymaniak seinen 75. Geburtstag. An eine richtige Feier mit Freunden und Bekannten ist jedoch nicht zu denken. Der Gesundheitszustand des ehemaligen Fußball-Nationalspielers, der 20 seiner insgesamt 43 Länderspiele während seiner Zeit beim Wuppertaler SV absolvierte, lässt das nicht zu.
"Wir mussten leider alle Besuchswünsche absagen, weil Horst Szymaniak nach einem sechswöchigen Krankenhausaufenthalt wegen akuter Durchblutungsstörungen sehr geschwächt ist", erklären Hannelore und Helmut Hauser. Das Ehepaar aus Melle betreut den im Tal noch immer sehr populären Fußballer seit Jahren intensiv. Nach einem Schlaganfall im Herbst 2005, der ihn fast das Leben gekostet hätte, befindet sich der gebürtige Erkenschwicker in einem Pflegeheim bei Wellingholzhausen am Rande des Teutoburger Waldes.
Dort bekam er regelmäßig Besuch von alten Nationalmannschaftskollegen wie Uwe Seeler und Hans Tilkowski. Das muss jetzt leider entfallen. "Schimmi", nennen ihn viele Wuppertaler heute noch. Für seine Mitspieler war er der "Schorsch". Welch großen Respekt der "Schorsch" genoss, wurde vor einigen Jahren bei einem Zusammentreffen mit Ex-Bundestrainer Erich Ribbeck deutlich, der ebenfalls das Trikot des WSV getragen hatte. Szymaniak, das war ein Fußballer, den auch seine Mannschaftskameraden bewundert haben.
Schließlich war er einer der ersten ganz großen Stars im deutschen Fußball und eine Spielerpersönlichkeit, die auf dem Platz mit klugen Pässen den Takt angab. 1955 wechselte er von der Spvg. Erkenschwick zum Wuppertaler SV und wurde als technisch hochbegabter Mittelfeldspieler in der Oberliga, der damals höchsten deutschen Spielklasse, schnell zu einem der Publikumslieblinge im Stadion am Zoo. Da fühlte sich Szymaniak schon als Sieger, denn zurück in den "Pütt" wollte er niemals mehr. Die Erinnerung an die schwere Zeit als Bergmann hat ihn geprägt. Und oft fragte er sich, ob er überhaupt noch leben würde, wenn er nicht Fußballprofi beim WSV geworden wäre.
Der dynamische Außenläufer im damals üblichen WM-System wechselte 1959 zum KarlsruherSC. Später stellte er unter Beweis, dass er entgegen einer bis heute weit verbreiteten, aber unwahren Anekdote ("ein Viertel statt ein Drittel") sehr wohl bei Vertragsverhandlungen gut rechnen konnte. Als einer der ersten deutschen Profis wechselte Szymaniak zu den Geldtöpfen nach Italien, wo er bei CC Catania, Inter Mailand und US Varese spielte. Mit Koffern voller Geld ging es zuweilen zurück nach Wuppertal. Es folgten weitere Stationen in der Schweiz und in den USA. Enttäuschend verlief für Horst Szymaniak das Ende seiner Fußballerlaufbahn. Anlässlich eines Besuchs in der WZ-Redaktion verriet der Stammspieler der Weltmeisterschaften 1958 und 1962, dass es ihn bis heute schmerzt, wie ihn Helmut Schön bei der WM 1966 in England aussortierte, ohne ihm vorher klaren Wein einzuschenken. Der Versuch, noch einmal in der Bundesliga Fuß zu fassen, schlug fehl. Horst Szymaniak schloss sich der Verlegenheitself von Tasmania Berlin an, das für Hertha BSC den Platz in der Bundesliga eingenommen hatte. Der Star im Team der Namenlosen ging mit Tasmania sang- und klanglos unter. Und da er das zuvor eingespielte Geld auch wieder im Umlauf gebracht hatte, begannen für den Ex-Profi nun ganz harte Jahre. Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn war der Hundenarr im Raum Melle auch als Trainer bei Amateurvereinen tätig. Zurück ins Rampenlicht fand er nicht. Wuppertal und den WSV hat er - solange es seine Gesundheit zuließ - aber nie aus den Augen verloren.
Im Tal hat man die Erinnerung an den vergessenen Star stets hochgehalten, während der Deutsche Fußballbund den verlorenen Sohn viele Jahre links liegen ließ. Einen Nationalspieler wie den "Schimmi" hat es in Diensten des WSV seitdem nicht mehr gegeben.
Seine ehemaligen Mitspieler des Wuppertaler SV und die nach wie vor große Zahl seiner Freunde gratulieren Horst Szymaniak zum Geburtstag und wünschen ihm gute Genesung.