Handball-Bundesliga BHC schnuppert in Flensburg an der Sensation
Wuppertal/Flensburg · Beim 23:25 gegen den weiter ungeschlagenen Spitzenreiter führen die personell stark geschwächten Bergischen bis weit in die zweite Hälfte hinein.
Von Thomas Rademacher
Dass der Bergische HC am Sonntag zum Abschluss der Hinrunde die Siegeserie der SG Flensburg nicht stoppen konnte, war keine allzu große Überraschung. Dass der Neuling aber kurz davor stand, dem amtierenden Deutschen Meister seine perfekte Hinrunde zu vermasseln, erstaunte die 6000 Zuschauer in der Halle und Tausende am Fernsehschim dennoch. Am Ende stand eine respektable 23:25-Niederlage. Der Neuling schließt sie Runde als toller Tabellen-Siebter ab.
Ein BHC-Blitzstart mit
einem überragenden Rudeck
Dabei hatten die Bergischen in Flensburg fünf Ausfälle zu verkraften. Nicht nur fielen mit Daniel Fontaine, Maciej Majdzinski, Csaba Szücs und Fabian Gutbrod vier Rückraumspieler aus, auch Rechtsaußen Arnor Gunnarsson musste aufgrund eines Infekts kurzfristig passen. Nicht nur angesichts dessen hätten sich die Löwen keinen besseren Start in die Begegnung wünschen können. Christopher Rudeck vernagelte seinen Kasten in den ersten 20 Minuten. Die ersten sieben Bälle parierte der BHC-Torhüter, und auch in der Folge blieb der 24-Jährige überragend. Nach zwei Dritteln der Halbzeit hatten die Flensburger lediglich drei Treffer erzielt - zwei davon per Siebenmeter. Rudeck hatte mehr als 80 Prozent der SG-Abschlüsse gehalten.
Dass es so nicht weitergehen würde, war absehbar gewesen. Die Hausherren arbeiteten sich in die Partie hinein und brachten es zur Pause noch auf neun Treffer. Ein Wert, mit dem die Löwen freilich sehr gut leben konnten. Doch es stand lediglich eine 11:9-Führung. Die hätte höher ausfallen können. Denn die Vorstellung im Positionsangriff mit Spielmacher Linus Arnesson war sehr ordentlich. Gegen die beste Abwehr der Liga erarbeiteten sich die Gäste zwar nicht immer gute Chancen, doch sie hatten die nötige Geduld. Die Bergischen vermieden es, Flensburg ins Tempospiel kommen zu lassen und warteten auf ihre Möglichkeiten. Bei angezeigtem passiven Spiel waren dies nicht immer die besten, aber auch zwei freie Bälle aus sechs Metern ließen die Löwen durch Max Darj liegen. Eine gute Quote hatte Bogdan Criciotoiu, der in der ersten Hälfte fünf Treffer aus dem Rückraum markierte.
Lange kamen die Löwen für eine Überraschung in Frage. Nach der Pause traf Leos Petrovsky nach zwei tollen Anspielen von Criciotoiu und Arnesson. Auch im Deckungszentrum agierte der Tscheche mit Max Darj stark, doch die Kräfte schienen ein wenig zu schwinden. Die Flensburger nahmen das Heft in die Hand, verwandelten einen 12:14-Rückstand in einen 15:14-Vorsprung. Trotzdem blieben die Löwen dran, setzten nun stärker auf Tempohandball, waren aber zumeist aus dem Positionsangrifff erfolgreich. Kristian Nippes erzielte die letzte Löwen-Führung zum 18:17, verlor den Ball aber beim Gegenstoß auf dem Weg zum möglichen 19:17.
Danach wurde Benjamin Buric zum Faktor im Flensburger Gehäuse. Der Keeper hielt, die Löwen verloren den Ball recht leicht, und die Gastgeber machten das beste aus diesen Chancen. Eine euphorische Flensburger Phase, und plötzlich war die Partie beim 19:23 aus BHC-Sicht fast gelaufen. Die individuelle Qualität der SG war nun spürbar, und beim BHC fehlten die überragenden Einzel-Leistungen im Stile eines Rudeck in der ersten Halbzeit. Zwar hielt auch der eingewechselte Bastian Rutschmann in der Schlussphase zwei Mal entscheidend, doch auf mehr als zwei Tore kamen die Gäste nicht mehr heran.
Es bleibt die Erkenntnis, dass der BHC trotz fünf Ausfällen sogar beim Deutschen Meister mithalten konnte. Um die Sensation zu packen, hätte die Mannschaft auch die eine gute Flensburger Phase verhindern oder gleich in der ersten Hälfte höher führen müssen. Die Chance war da.